17.11.2021

Kindernothilfe: Pandemie hat Situation arbeitender Kinder weiter verschlechtert

Weniger Bildungschancen, mehr Ausbeutung, höhere Gesundheitsrisiken

Die Pandemie habe extreme Armut verschlimmert, Kinder in “schlecht bezahlte, ausbeuterische Arbeit” getrieben und den Bildungszugang erschwert, so die Kindernothilfe. Foto: pixabay

Weniger Bildungschancen, mehr Ausbeutung, höhere Gesundheitsrisiken

Wien (epdÖ) – Die Coronakrise hat die Situation arbeitender Kinder und Jugendlicher verschlechtert. Das hat eine Studie der Kindernothilfe ergeben, die am Welttag der Kinderrechte am 20. November veröffentlicht werden soll. „Experten sprechen schon jetzt von einem enormen Rückschlag, der Kinderarbeiter in ihrem Schutz, ihrer Förderung und ihrer Entwicklung um Jahrzehnte zurückwerfen wird“, heißt es in einer Aussendung vorab. So habe die Pandemie extreme Armut verschlimmert, Kinder in „schlecht bezahlte, ausbeuterische Arbeit“ getrieben und den Bildungszugang erschwert. Die qualitative Studie knüpft an eine Befragung an, die bereits im Vorjahr stattgefunden hatte. Für die Folgestudie wurden Kinder in Bolivien, Guatemala, Indonesien, Kenia, den Philippinen und Sambia interviewt.

„Jetzt gibt es keine Arbeit mehr, weil viele Geschäfte und Fabriken wegen der Pandemie geschlossen wurden“, erzählt laut Aussendung etwa ein 13-jähriger Marktverkäufer aus Bolivien über die Lage auf dem Arbeitsmarkt. In vielen Ländern sei es viel schwerer, überhaupt eine Arbeit zu finden, weil während monatelanger Lockdowns viele Unternehmen in Konkurs gegangen sind. Weil es weit weniger Jobalternativen gebe, seien die Kinder und Jugendlichen einem höheren Ausbeutungsrisiko ausgesetzt.

Gleichzeitig fehle vielen der arbeitenden Jugendlichen die Motivation, in die teilweise wieder geöffneten Schulen zurückzukehren. „Die Kinder sind jetzt so an die Arbeit gewöhnt, dass sie keine Lust mehr haben, weiter zu lernen“, wird eine Mutter aus Indonesien zitiert. Oder es fehle an den Möglichkeiten, um am Distance Learning teilzunehmen. Die Folgen seien für die weiteren Lebenswege der Kinder und Jugendlichen verheerend: In Guatemala etwa habe das Gesundheitsministerium für das Jahr 2020 einen geschätzten Anstieg der Schulabbruchrate von 40 bis 60 Prozent gemeldet. Selbst wenn die Schulen nach Lockdowns wieder öffnen, käme ein Großteil der Kinder aus ärmsten Verhältnissen nicht wieder zurück.

Auch die medizinische Versorgung habe sich beinahe allerorts verschlechtert. Geimpft war zum Zeitpunkt der Studie im Sommer noch keine der befragten Familien. Kinderrechtsorganisationen berichten zudem von steigender Gewalt gegen Kinder in ihren Familien und ihrem Umfeld. Es bestehe ein höheres Risiko für sexuellen Missbrauch und Ausbeutung. Und Jugendliche, die keine Arbeit finden konnten, wandten sich vermehrt dem Drogenhandel und anderen ausbeuterischen Tätigkeiten zu, so die Erkenntnisse der Studie.

ISSN 2222-2464

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