13.03.2019

Kärntner Pfarrer Norman Tendis unter Opfern des Flugzeugabsturzes

War im Auftrag des Weltkirchenrates unterwegs zu Konferenz in Nairobi

Norman Tendis war seit dem Jahr 2000 evangelischer Pfarrer in St. Ruprecht bei Villach. Foto: epd/Uschmann

War im Auftrag des Weltkirchenrates unterwegs zu Konferenz in Nairobi

Villach (epdÖ) – Der evangelischer Pfarrer Norman Tendis ist unter den Opfern des Flugzeugabsturzes in Addis Abeba. Der Pfarrer der Kärntner evangelischen Gemeinde in St. Ruprecht war im Auftrag des Weltkirchenrates (Genf) unterwegs zu einer Konferenz in Nairobi. Tendis (51) war deutscher Staatsbürger und seit dem Jahr 2000 Pfarrer in St. Ruprecht bei Villach. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

In einer ersten Reaktion zeigte sich der evangelisch-lutherische Bischof Bünker „tief betroffen und erschüttert“, „meine Gedanken und mein aufrichtiges Mitgefühl sind bei Normans Frau Astrid, seinen Kindern und seinen weiteren Angehörigen“, so Bünker. „Ich bin sprachlos, es ist eine Katastrophe“, sagte der Kärntner Superintendent Manfred Sauer, „er war so ein engagierter und sympathischer Mensch, ich denke besonders an seine Familie, dass sie Halt finden und der Schmerz nicht ihr Herz zerreißt“.

„Im Rahmen seiner Tätigkeit unserer Kirche hat Norman Tendis für den Weltkirchenrat gearbeitet“, erklärt Bischof Bünker. Tendis war unterwegs zur UN-Umweltkonferenz, die vom 9. bis 15. März in Nairobi tagt. Dort sollte er zu einer „Wirtschaft des Lebens“ und wirtschaftlicher Gerechtigkeit sprechen.

„Dieser Einsatz war für Norman, wie einer seiner engsten Freunde geschrieben hat, eine Herzensmission“, unterstreicht der Bischof. Superintendent Sauer spricht in einer Aussendung vom „unvergesslichen und leidenschaftlichen Einsatz von Norman Tendis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“.

Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, die in der Kirchenleitung den Bereich Personal verantwortet, sagte in einer ersten Reaktion: „Mit  Norman Tendis verliert die Evangelische Kirche in Österreich einen Pfarrer, der mit Leib und Seele seinen Beruf ausgeübt hat. Er hat seine  Begabung und sein Gespür  für die Menschen in seiner Pfarrgemeinde und weit darüber hinaus in bemerkenswerter Weise gelebt.“

Vom Tod des Kollegen tief erschüttert reagiert der Obmann des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ), Pfarrer Stefan Schumann. „Als engagierter Pfarrer in unserer Kirche war Norman Tendis weit über seine Gemeindegrenzen hinaus bekannt und beliebt. Unser Mitgefühl und Beistand gehören in dieser Stunde seiner Frau, seinen Kindern und allen Menschen, die ihm nahestanden“, so der VEPPÖ-Obmann.

In der Kapelle des Weltkirchenrats in Genf kamen am Montag WCC-Mitarbeiter zu einer Trauerandacht für Tendis zusammen. Foto: Ivars Kupcis/WCC

Zu einer Trauerandacht für Tendis und die weiteren Opfer der Flugzeugkatastrophe, darunter zahlreiche UNO-Vertreter, kamen am Montag, 11. März, die Mitarbeiter des Weltkirchenrats (WCC) an dessen Hauptsitz in Genf zusammen.  WCC-Generalsekretär Olav Fykse Tveit sprach seinen Schmerz über den Verlust des Pfarrers aus, „der leidenschaftlich einen Weg für wirtschaftliche und Umweltgerechtigkeit bahnte“, wie der WCC in einer Aussendung mitteilte. „Das war seit Jahren  seine Leidenschaft und Vision“, so Tveit.

Der Lutherische Weltbund (LWB) sprach der Familie von Pfarrer Tendis aufrichtiges Beileid aus. „Im Namen des Lutherischen Weltbund gehen meine Gedanken an die Familie von Pfarrer Tendis, an die gesamte Kirche, in der er gedient hat, um in diesen schwierigen Zeiten Trost und Führung vom Herrn zu suchen“, so WLF-Generalsekretär Martin Junge in einem Kondolenzschreiben an die Leitung der Evangelisch-lutherischen Kirche Österreichs. „Wir danken Pfarrer Tendis für seine visionäre Rolle und für die zahlreichen Bemühungen, die er in der Kirche und darüber hinaus unternommen hat“, schreibt Junge.

Auch die österreichischen kirchlichen Umweltbeauftragten äußerten tiefe Betroffenheit. Mit Norman Tendis habe man „einen liebenswerten Freund und Kollegen“ verloren, heißt es. Tendis sei „vielen von uns seit über 20 Jahren als unkonventioneller Aktivist für eine gerechtere Wirtschaftsordnung und für das kirchliche Engagement zur Bewahrung der Schöpfung bekannt. Er führte in der Evangelischen Kirche in Österreich die Energiebuchhaltung ein, sanierte seine Pfarrgemeinde St. Ruprecht mustergültig nach dem klimaaktiv-Standard und pflanzte mit dem ‚Regenbogenland‘ ein Biotop der Toleranz, des Miteinanders und unzähliger schmackhafter Gemüsesorten. Wenn es darum ging, die ökumenische kirchliche Umweltarbeit in Europa zu präsentieren, war Norman zur Stelle. Bei Kirchentagen und Ökumenischen Versammlungen war er gefragter Redner für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Er betonte immer, dass eine gesunde Umwelt nur möglich ist, wenn die Strukturen der Wirtschaft es ebenso sind“, heißt es in einem Nachruf.

Die Maschine der Ethiopian Airlines war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt. Keiner der 157 Passagiere und Crewmitglieder hat das Unglück überlebt.

ISSN 2222-2464

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