06.06.2021

Johannes Eichinger und Eckart Fussenegger nehmen Abschied von der Synode

Ein Gespräch über Beruf und Kirche und ehrenamtliches Engagement über Jahrzehnte

Wie viele Synoden? Irgendwann aufgehört mitzuzählen: Eckart Fussenegger (l) und Johannes Eichinger. Foto: epd/Dasek

Ein Gespräch über Beruf und Kirche und ehrenamtliches Engagement über Jahrzehnte

Graz/Salzburg/Linz (epdÖ) – Mit dem oberösterreichischen Superintendentialkurator Johannes Eichinger (75) und seinem Amtskollegen Eckart Fussenegger (75) aus Salzburg/Tirol nahmen in Graz zwei langjährige Synodale Abschied vom evangelischen Kirchenparlament. Eichinger war seit 2008 Vorsitzender des synodalen Finanzausschusses bzw. der Finanzkommission, Fussenegger seit 2001 Vorsitzender des Rechts- und Verfassungsausschusses. Der Evangelische Pressedienst hat sie in einer Sitzungspause zum Gespräch über ihre Erinnerungen aus den letzten Jahrzehnten getroffen.

„Sobald ich bei der Synode war habe ich mich immer frei und wohl gefühlt“

Wie viele Synoden und Ausschusssitzungen sie in den letzten Jahren eigentlich mitgemacht haben? Beide haben irgendwann aufgehört mitzuzählen. „Aber ich kann mich erinnern, dass in den ersten sechs Jahren alle Sitzungen in Wien zusammengerechnet volle drei Monate ausgemacht haben“, erinnert sich Eichinger, der vor seiner Pensionierung 2007 mit einer Handelsagentur selbständig gewesen war. „Ich weiß nur, dass ich seit 1997 keine Synode ausgelassen habe“, erklärt Fussenegger. Leicht war das für den Salzburger Rechtsanwalt aber nicht, fielen die Synoden vor Weihnachten und vor dem Sommer doch immer in beruflich intensive Phasen. „Aber sobald ich angekommen bin habe ich mich immer frei und wohl gefühlt.“ Neben dem Beruflichen sei das ehrenamtliche Engagement in der Kirche zu einem wichtigen Standbein in seinem Leben geworden, betont Fussenegger.

„Ich bin immer sehr positiv von den Synoden nach Hause gefahren“, erzählt auch Eichinger, der sich besonders gerne an die Synoden in Innsbruck, Villach und St. Pölten erinnert. „Was für mich persönlich immer wichtig war: Dass die Entscheidungen, die bei Synoden gefallen sind, so maßgebend waren, dass ich sie immer mitgetragen habe, auch wenn ich nicht zu 100 Prozent hinter ihnen gestanden bin.“ Besondere Spannung habe oft bei Wahlsynoden geherrscht, gibt Fussenegger zu. „Da müssen die Kandidatinnen und Kandidaten vieles hinnehmen. Es passieren da natürlich auch Zurücksetzungen und persönliche Kränkungen, da Wahlen nicht immer nur Verdienste honorieren, sondern oft noch ganz anderes zu Tage tritt.“ Besonders in Erinnerung bleiben ihm aber auch Diskussionen zu Grundsatzpapieren, die ihm selbst viele wichtige gesellschaftliche Themen viel stärker ins Bewusstsein gebracht hätten als bei der Zeitungslektüre.

Beruf und Kirche: Keine Gegensätze

Für den Juristen Fussenegger, der auf Synoden besonders gerne in Seggau oder Eisenstadt zu Gast war, sind das Juristische und die Kirche keine Gegensätze: „Die Kirche braucht ihre Ordnungen, wenngleich sie oft kritisiert wird, dass es zu viele sind. Umgekehrt würde aber auch die Rechtsordnung des Staates kirchliche Themen, Begriffe, Aufforderungen und Ermahnungen durchaus benötigen.“ Dem Wirtschaftsmenschen Eichinger ist es in seinem Beruf ähnlich ergangen. Gerade die Arbeit als Superintendentialkurator oder in der Synode, wo ein breites Themenspektrum behandelt würde, öffne den Horizont über das Kaufmännische hinaus: „Das war sicher eine Bereicherung für mich.“

„Froh, Verantwortung abzugeben“

Und wie bleiben die beiden künftig in der Kirche aktiv? Fussenegger, der nicht nur seine kirchlichen Ämter zurücklegt, sondern auch als Rechtsanwalt in den Ruhestand tritt, will dem Rechts- und Verfassungsausschuss als Experte erhalten bleiben – „weil ich so große Rückstände habe“, lacht der Salzburger. Eichinger legt sein Amt als Superintendentialkurator Ende Juni zurück, mit Renate Bauinger ist schon eine Nachfolgerin gewählt. Es werde ihm in der Diözese aber „einiges übrig bleiben“, etwa das Luise-Wehrenfennig-Haus in Bad Goisern, oder ein noch ausständiges Bauprojekt: „Ansonsten bin ich jetzt aber wirklich froh, die Verantwortung abzugeben“, sagt Eichinger, der vor fünfzig Jahren zum ersten Mal zum Gemeindevertreter gewählt worden war, zum Ende des Gesprächs erleichtert.

Johannes Eichinger und Eckart Fussenegger

Seit 2006 ist Johannes Eichinger Superintendentialkurator der evangelischen Diözese Oberösterreich und damit Mitglied der Synode. 2008 war Eichinger zum Obmann der Finanzkommission beider Synoden gewählt worden. 2012 folgte die Wahl zum Vorsitzenden des neuen Finanzausschusses.

Der Jurist Eckart Fussenegger ist als Anwalt in Salzburg tätig und seit 1997 Mitglied der Synode. 2001 wurde er zum Obmann des Rechts- und Verfassungsausschusses der Synode A.B gewählt. Seit 2003 ist er Superintendentialkurator der Diözese Salzburg/Tirol.

ISSN 2222-2464

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