25.11.2010

Jesionek: Auch Angehörige von Strafgefangenen sind Opfer

Im Justizministerium wurde das Kinderbuch "Reite den Drachen" von Christine Hubka und Matthias Geist vorgestellt

Im Justizministerium wurde das Kinderbuch „Reite den Drachen“ von Christine Hubka und Matthias Geist vorgestellt

Wien (epd Ö) – Dass Angehörige von Strafgefangenen „in einem ganz spezifischen Sinn Opfer“ sind, betonte der Präsident des „Weißen Rings“ und ehemalige Leiter des Jugendgerichtshofs Udo Jesionek bei der Präsentation des Kinderbuchs „Reite den Drachen“ am 24. November im Justizministerium. Das Buch von Pfarrerin i.R. Christine Hubka und Gefängnisseelsorger Matthias Geist richtet sich an Kinder ab fünf Jahren, die einen Angehörigen in Strafhaft haben. Ein pädagogischer Anhang bietet auch eine Hilfe für PädagogInnen und die Eltern dieser Kinder.

Wie Jesionek dazu bei der Präsentation erklärte, ist das Problem der Angehörigen von Häftlingen auch den in der Justiz tätigen Personen „viel zu wenig bekannt“. Der Jurist wünschte sich „mehr Sensibilität bei allen, die im Vollzug tätig sind“. Bemühungen um Erleichterungen des Kontakts zwischen Häftlingen und ihren Familien, wie sie in zahlreichen anderen europäischen Ländern längst üblich seien, stießen in Österreich in der Regel „auf eine Front von Unverständnis“. Jesionek: „Ist dieser Rigorismus ein Teil der österreichischen Seele?“

Die Bedeutung der Tätigkeit der Wiener Evangelischen Gefängnisseelsorge unter ihrem Leiter Matthias Geist hob der Wiener Superintendent Hansjörg Lein bei der Buchpräsentation hervor. „Hier geht es um ganz starke Gefühle“, sagte Lein, der den Wunsch äußerte, dass das Buch viele Menschen auf das Problem junger Angehöriger von Strafgefangenen aufmerksam macht. Auch der Leiter der Vollzugsdirektion im Justizministerium, Leitender Staatsanwalt Karl Drexler, unterstrich die Betroffenheit von Kindern, „wenn Verwandte oder Familienmitglieder in Haft genommen werden“. Die Auswirkungen seien oftmals „traumatisch“, erklärte der Beamte und sprach zu dem Buch seine Gratulation aus. Thomas C. Cubasch vom Verlag „Der Apfel“ verwies darauf, dass das in seinem Verlag erschienene Buch bei den AutorInnen, aber auch den LeserInnen Engagement voraussetze. Cubasch bedauerte, dass die Justizministerin „auf zwei Anläufe, ihr das Buch nahezubringen, keine nennenswerten Reaktionen“ gezeigt habe.

Musikalisch gestaltet wurde die von Matthias Geist moderierte Präsentation von einem Holzbläserensemble der Johann Sebastian Bach Musikschule.

ISSN 2222-2464

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