15.10.2012

Jeder achte Mensch leidet unter Hunger und Mangelernährung

Diakonie und "Brot für die Welt" kritisieren zu geringes EZA-Budget

"Brot für die Welt"-Geschäftsführer Michael Bubik, Diakonie-Direktor Michael Chalupka und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker machten im Rahmen der Kampagne "Mir wurscht..." in Wien auf die 870 Millionen Menschen weltweit aufmerksam, die unter Hunger und Mangelernährung leiden. In der Mitte "Marie Antoinette", die medienwirksam in einer Kutsche vor dem Parlament vorfuhr und ausrief: "Wenn die Menschen kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen." (Foto: epdÖ/M. Uschmann)

Diakonie und „Brot für die Welt“ kritisieren zu geringes EZA-Budget

Wien (epdÖ) – Kritik am zu geringen Budget für Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe übten Diakonie und „Brot für die Welt“ mit einer Aktion am 15. Oktober vor dem Wiener Parlament anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober und der bevorstehenden Budgetverhandlungen im österreichischen Nationalrat. Im Rahmen der Kampagne „Mir wurscht …“ der Arbeitsgemeinschaft Globale Verantwortung sollte auf die globale Ernährungskrise aufmerksam gemacht werden. Laut der „Food and Agriculture Organization of the United Nations“ leiden derzeit rund 870 Millionen Menschen weltweit an Hunger und Unterernährung.

Hungern sei kein Schicksal, sondern habe ganz konkrete Ursachen, die auch geändert werden können, betonte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in seiner Ansprache gegenüber MedienvertreterInnen vor dem Parlament. Nach wie vor leide jeder achte Mensch auf der Welt an Hunger und an den Folgen von Mangelernährung, so Bünker. „Und dies, obwohl Österreich das universale Menschenrecht auf ausreichende Ernährung anerkennt und die internationalen Dokumente zur Bekämpfung des Welthungers unterschrieben hat.“ Bezugnehmend auf den Stratosphärensprung des Österreichers Felix Baumgartner sagte Bischof Bünker: „Gestern erlebten wir den freien Fall eines Menschen, heute sind 800 Millionen Menschen im freien Fall, weil sie ohne Essen leben müssen.“

„Unsere Regierung kann sich scheinbar nicht vorstellen, wie es ist, Hunger zu haben“, kritisierte Diakonie-Direktor Michael Chalupka. „Wir glauben, dass es bei Politikern heute eine Haltung der Wurschtigkeit gibt, denn sonst wäre es wohl kaum möglich, dass man dem Ziel, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit zu stellen, nicht näherkommt. Ein Ziel, das sich die Regierung übrigens einmal selbst gesetzt hat.“ Eine Trendwende durch die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker forderte Michael Bubik, Geschäftsführer von „Brot für die Welt“ und Vorsitzender des Dachverbands entwicklungspolitischer und humanitärer NGOs – Arbeitsgemeinschaft Globale Verantwortung. „Die Regierung hat zwar angekündigt, die Mittel für direkte Entwicklungszusammenarbeit nicht weiter zu kürzen, aber die Parlamentarier haben jetzt schon mit dem Budgetbeschluss die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen und die direkten Mittel wieder in der Höhe von 2010 zu dotieren.“

In den vergangenen Jahren kürzte Österreich regelmäßig die Budgetmittel für Entwicklungszusammenarbeit. 2011 wurden 0,27 Prozent des Bruttonationaleinkommens für globale Armutsbekämpfung und Katastrophenhilfe ausgegeben. Damit liegt Österreich hinter Spanien sowie Portugal und ist gemeinsam mit Italien und Griechenland Schlusslicht. Auch bei den Mitteln für konkrete, direkt gestaltbare Entwicklungshilfeprojekte liegt Österreich an letzter Stelle. Konkret fordert die Arbeitsgemeinschaft Globale Verantwortung die Erhöhung von Projektgeldern für Entwicklungshilfe auf 200 Millionen Euro jährlich, eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds auf 20 Millionen Euro jährlich, eine gesetzliche Verankerung des Budgets für Entwicklungshilfe  sowie eine politisch unabhängige humanitäre Hilfe statt Ermessensausgaben.

 

ISSN 2222-2464

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