10.08.2010

In Wittenberg beginnt Installation der „Lutherzwerge“

800-mal Luther als Botschafter der Reformation

Luther-Denkmal in Hannover

800-mal Luther als Botschafter der Reformation

Wittenberg, 10. August 2010 (epd Ö) – Der Künstler Ottmar Hörl hat am Montag mit der Installation für die umstrittenen „Lutherzwerge“ auf dem Wittenberger Marktplatz begonnen. Bis Samstag sollen dort 800 der ein Meter hohen Figuren in den Farben purpurrot, moosgrün, kobaltblau und schwarz aufgestellt werden. Die Figuren sind ein kleines Abbild des Luther-Denkmals auf dem Marktplatz der Stadt, das Anfang des Jahres für eine Restaurierung abgebaut worden war. Die offizielle Eröffnung der Kunstaktion mit den offiziell „Luther-Botschafter“ genannten Figuren folgt am Samstag.

 

Die Aktion „Martin Luther – Hier stehe ich …“ geht auf eine Anregung der Geschäftsstelle „Luther 2017“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurück. Sie sollen als „Botschafter“ die Lehre von Martin Luther (1483-1546) „in alle Welt tragen“ und auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hinweisen. Dann jährt sich Luthers Thesenanschlag zum 500. Mal.

 

Die Aktion erntet allerdings auch heftige Kritik. Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer wirft dem „Plaste-Luther“ vor, „einfach nur peinlich“ zu sein. Auch der ehemalige Superintendent der Stadt, Albrecht Steinwachs, nennt sie „unangemessen“. „Man hat da ein Projekt gestartet, ohne zu wissen, was man inhaltlich damit verbindet“, sagt er.

 

Finanziert wird die Aktion vom Künstler selbst, indem die Figuren nach ihrem Abbau am 12. September für 250 Euro pro Stück verkauft werden. Mehr als 100 Reservierungen seien dafür schon eingegangen, heißt es aus Wittenberg.

 

Luther als Heiligenfigur?

 

„Luther würde mit dem Tintenfass nach den Initiatoren werfen“, sagt der PR-Berater und frühere VW-Kommunikationschef Klaus Kocks. Die Aktion sei „peinlich und kontraproduktiv“, wettert er wie vor ihm der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer. „Ich habe noch gar keine Botschaft vernommen“, sagt der ehemalige Wittenberger Superintendent Albrecht Steinwachs. Vor allem stört den 75-Jährigen, „dass Luther geradezu als Heiligenfigur verkauft wird“. Prälat Stephan Dorgerloh, als EKD-Beauftragter in Wittenberg für die Aktionen in der Reformationsdekade bis 2017 verantwortlich, hört all die Kritik nicht zum ersten Mal. Er sagt, dass sich die Kirche, auch wenn sie das Projekt unterstütze und begleite, bei provozierender Kunst auch zurücknehmen müsse. „Und wo findet moderne Kunst schon hundertprozentige Zustimmung?“

ISSN 2222-2464

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