19.06.2021

Im Segen leben

Michael Chalupka blickt zurück auf drei Jahrzehnte als Pfarrer

"In den drei Jahrzehnten seit meiner Ordination ist vieles geschehen. Aber eines bleibt: Ich darf die Berufung leben." Foto: epd/Uschmann

Michael Chalupka blickt zurück auf drei Jahrzehnte als Pfarrer

Drei Jahrzehnte ist es her, dass ich zum Pfarrer der Evangelischen Kirche ordiniert wurde. Es war ein strahlender Junitag in Mistelbach. Der Tag begann mit einem Umzug der Gemeinde vom Pfarrhaus zur Kirche. Alle waren auf den Beinen. Nachdem ich den Segen erhalten hatte, predigte ich das erste Mal als ordinierter Pfarrer. Alle Prüfungen hatte ich abgelegt, war ordentlich berufen worden und mit dem Vertrauen der Gemeinde und dem Segen Gottes ausgestattet.

Ich predigte feurig. Ich war ja noch jung. Ich predigte von der überfließenden Gnade, die uns geschenkt ist, mehr als wir sie fassen können, von der Barmherzigkeit Gottes, von seinem Herz, das ohne Unterlass brennt für die Menschen, von der Liebe, die keine Grenzen kennt. Ich predigte voller Begeisterung von der Nächstenliebe, die uns verbindet. Ich war ja noch jung.

In den drei Jahrzehnten seither ist vieles geschehen. Jugoslawien, das Land meiner Vorväter, ist zerfallen. Ein Kind wurde mir geschenkt. Der Schilling ist nicht mehr. Kriege haben Menschen in die Flucht getrieben. Viele fanden neue Heimat bei uns. Der Wind hat sich gedreht.

Aber eines bleibt: Ich darf die Berufung leben, die überfließende Gnade jeden Tag neu spüren. Das brennende Herz Gottes wärmt, wenn er sich den Menschen, die seiner bedürfen, zuwendet. Ich habe die Liebe erlebt, die immer mehr wird, je öfter sie gebraucht wird. Ich darf im Segen leben. Dafür bin ich dankbar.

ISSN 2222-2464

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