23.06.2019

Im Gespräch – „Dreieinig“

Maria Katharina Moser über die Vielfalt des einen Gottes

"Die drei Hasen sind eine unauflösbare Einheit mit den drei Löffeln, und gleichzeitig hat jeder Hase, wenn man ihn für sich betrachtet, zwei Löffel." Foto: wikimedia/Stefan Flöper/cc by sa 3.0

Maria Katharina Moser über die Vielfalt des einen Gottes

„Ich weiß nicht, was ich mit der Dreifaltigkeit anfangen soll“, sagt Gerda. „Es fällt mir schwer, das zu glauben.“ Ich kann Gerda gut verstehen. 1=3. Das ist ein seltsamer Gedanke. Das können wir nicht rechnen. 1=1. Und 3=3. Entweder oder. Und doch sperrt sich das Christentum gegen dieses Entweder-Oder. Christen und Christinnen sind getauft im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir bekennen Gott den Schöpfer, seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist im Glaubensbekenntnis. Wir feiern Gottesdienst im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – jeden Sonntag und besonders bewusst am Sonntag Trinitatis, der letzten Sonntag in den Evangelischen Kirchen begangen wurde. Trinitatis ist der Genetiv von Lateinisch „trinitas“, zusammengesetzt aus der Zahl drei und dem Wort „unitas“, Einheit. Dreieinheit also.

Der dreieinige Gott ist uns einerseits vertraut, begegnet er uns doch auf Schritt und Tritt im Gottesdienst. Auch Gerda und mir. Andererseits erscheint uns er uns fremd. Besonders Gerda. Also spüren wir der Dreifaltigkeit gemeinsam nach. Ich erzähle, was mir persönlich daran gefällt.

Dreifaltigkeit sagt mir: Der eine Gott ist vielfältig. Gott ist der Schöpfer, der die Welt ins Sein gerufen hat. Schön und gut hat Gott die Welt geschaffen, und er begegnet uns in seiner Schöpfung. Im Sohn begegnet uns Gott, der Mensch geworden ist. Von der Krippe bis zum Kreuz. Gott hat ein ganzes Menschenleben durchlebt, mit allem, was dazu gehört: Geburt, Freunde und Freude, Angst und Leid, der Tod. Das sagt uns auch: Menschliches Leben ist unendlich wertvoll. Der Heilige Geist ist die Kraft und die Weisheit, die Gott in uns legt. Gottes Geist begegnet uns in den vielen verschiedenen Begabungen, die Menschen geschenkt sind, und in der Gemeinschaft.

Gott ist vielfältig. Und in dieser Vielfalt doch ein Gott. Eine frühe christliche Darstellung führt die Dreieinigkeit Gottes eindrücklich vor Augen: Das Drei-Hasen-Bild wurde auf Ostereier gemalt, man findet es auch in Kirchen. Die Hasen springen im Kreis – und zwar so, dass ihre Ohren ein Dreieck bilden. Darunter steht: „Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.“ Die drei Hasen sind eine unauflösbare Einheit mit den drei Löffeln, und gleichzeitig hat jeder Hase, wenn man ihn für sich betrachtet, zwei Löffel. Die drei Hasen sind als einzelne Hasen erkennbar und gleichzeitig unauflöslich miteinander verbunden. Wie die Hasen im Kreis springen, ist sehr dynamisch. Gott ist nicht statisch und unbewegt, sondern ein lebendiges Beziehungsgeschehen. Gott ist in sich Gemeinschaft. Eine dynamische Gemeinschaft, die ein Beziehungsangebot ist. Auch an Gerda und mich.

Dr. Maria Katharina Moser ist Direktorin der Diakonie Österreich. Kontakt: qverxgbeva@qvnxbavr.ng

ISSN 2222-2464

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