06.03.2007

Hüffmeier: Emotional ansprechen und intellektuell überzeugen

Bei der Evangelischen Woche in Wien sprach der frühere GEKE-Generalsekretär über den Protestantismus im zusammenwachsenden Europa

Bei der Evangelischen Woche in Wien sprach der frühere GEKE-Generalsekretär über den Protestantismus im zusammenwachsenden Europa

Wien (epd Ö) – Ein gottesdienstliches Leben, das Konfessionsgrenzen überschreitet und zugleich die eigene konfessionelle Identität erhält, die gemeinsame Verantwortung für Europa, gemeinsame theologische Grundsatzarbeit und das selbstbewusste Darstellen der protestantischen Gaben und Stärken in einer ökumenischen Perspektive – das sind für DDr. Wilhelm Hüffmeier die zentralen Herausforderungen an einen europafähigen Protestantismus. Am Montagabend eröffnete der frühere Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und Präsident des Gustav-Adolf-Werkes in Deutschland die Vortragsreihe der Evangelischen Woche in Wien. In der Aula des neuen Evangelischen Gymnasiums sprach Hüffmeier über „Welchen Protestantismus braucht Europa? Evangelische Kirchenpolitik im 21. Jahrhundert“. Vorgestellt wurde Hüffmeier von seinem Nachfolger im Amt des GEKE-Generalsekretärs, dem lutherischen Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker: „Die Verbindung zwischen theologischer Arbeit und Dienst am Wort zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben Hüffmeiers“, der in Österreich einer größeren Öffentlichkeit vor allem durch seine Predigten bei Gustav-Adolf-Festen bekannt ist. Hier spreche „einer, der selbst bewegt ist vom Wort des Lebens und damit andere bewegt“, meinte Bünker.

 

Botschaft in den Alltag übersetzen

 

Kritisch äußerte sich Hüffmeier zur Qualität der Gottesdienste. Der Protestantismus in Europa brauche „Gottesdienste, die emotional ansprechen und zugleich intellektuell überzeugen“, mit „schönen liturgischen Formen und klaren geistlichen Inhalten“. „Ein Schuss pfingstlerische Formen täte gut“, meinte Hüffmeier wörtlich. Deutlich unterstrich Hüffmeier die Notwendigkeit theologischer Arbeit, ohne die es keine „leuchtende Klarheit“ gebe. „Wir brauchen alltagstaugliche Gottesdienste und Predigten, die den Grund der Lebensfreude kennen und ihn bekennen.“ Es gehe darum, die „alte Botschaft in alltagstaugliche Worte zu übersetzen, die wir hören können“.

 

Kirche der Freiheit

 

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, deren Berliner Büro Hüffmeier von 1987 bis 2006 leitete, wolle verstärkt die gemeinsamen reformatorischen Positionen in der Öffentlichkeit artikulieren. Dabei sollten verstärkt die „ureigenen protestantischen Gaben“ zur Geltung gebracht werden, etwa die Identität als „Kirche der Freiheit“, in der „das Charisma der Frauen ernster genommen“ werde und die sich aktiv an der Gestaltung der Bürgergesellschaft beteilige. „Das protestantische Abenteuer in Europa lässt noch auf sich warten“, sagte Hüffmeier in Anlehnung an ein Wort des großen evangelischen Theologen Wilhelm Dantine.

 

Die Leuenberger Konkordie von 1973, auf die sich die GEKE gründet, sei „leider eine große Unbekannte“, bedauerte Hüffmeier. Dennoch könne sie gewissermaßen als „europäischer Personalausweis“ der protestantischen Kirchen verstanden werden. Dieses evangelische Einheitsmodell, das in Zukunft in Hinblick auf die Vereinbarkeit mit anderen Modellen „vertieft und weiterentwickelt“ gehöre, biete hervorragende Voraussetzungen für das politische Europa, wenn auch „die Angst vor der Überdehnung der EU oft stärker ist als der Wille, sie zu gestalten“. Was das Verhältnis der protestantischen Kirchen zum Vatikan betrifft, ortet Hüffmeier zwar partielle Fortschritte, dennoch gelte: „Ökumene braucht einen langen Atem und himmlische Geduld.“

ISSN 2222-2464

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