10.10.2002

Historische Versöhnung in Osttirol

Am 20. Oktober begehen evangelische und katholische Christen in St. Veit im Defereggental eine historische Versöhnungsfeier

Am 20. Oktober begehen evangelische und katholische Christen in St. Veit im Defereggental eine historische Versöhnungsfeier

Innsbruck, 9. Oktober 2002 (epd Ö) Als ein „großes und wichtiges Ereignis für die evangelische Kirche“ bezeichnete der Superintendent der evangelischen Diözese Kärnten/Osttirol, Manfred Sauer, die für 20. Oktober anberaumte historische Versöhnungsfeier zwischen evangelischen und katholischen Christen in St. Veit im Defereggental. Die vielfältig gewordene Gesellschaft und die zahllosen gemischtkonfessionellen Ehen erfordern Toleranz gegenüber anderen Religionen, so der Superintendent bei einem Pressegespräch am Montagabend in Innsbruck. Das Denkmal, das bei der Versöhnungsfeier enthüllt werden solle, sei ein Signal für einen Weg der Einheit.

„Wir können uns im neuen Jahrtausend nicht leisten, noch immer getrennt zu leben, und dann den Anspruch zu erheben, die Frohbotschaft zu bringen“, erklärte der Innsbrucker Diözesanbischof Alois Kothgasser vor den Journalisten. Er spielte damit auf die Austreibung der Protestanten aus dem Osttiroler Defereggental im 17. Jahrhundert an. Er selbst habe von den „traurigen Ereignissen“ erst in jüngerer Vergangenheit erfahren. Das menschliche Unrecht habe ihn bewegt, daher wollte er dieses dunkle Kapitel erforschen und aufarbeiten. „Die Welt von heute braucht ein gemeinsames Zeugnis“, meinte Kothgasser.

Mehr als 600 Deferegger mussten in den Jahren 1684 bis 1686 wegen ihres evangelisch-lutherischen Glaubens das Tal in Richtung Süddeutschland verlassen. 289 Kinder unter 15 Jahren mussten zurückbleiben. Sie sollten „vor der ewigen Verdammnis ihrer Eltern bewahrt bleiben.“ Begründet wurde die Vertreibung mit den Bestimmungen des „Westfälischen Friedens“.

Bei der Versöhnungsfeier soll an der Kapelle des Ortsteiles Bruggen ein Denkmal des Deferegger Bildhauers Georg Planer enthüllt werden. Sein Relief aus Gussbeton und Kupfer ist durch einen Riss, der ein Kreuz symbolisiert, in zwei Teile geteilt. Auf der einen Seite sind die Vertriebenen dargestellt, auf der anderen die Dagebliebenen.

ISSN 2222-2464

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