08.08.2007

Hiroshima: Bleibende Zäsur in Menschheitsgeschichte

Evangelische Stimmen zum Hiroshima-Tag

Evangelische Stimmen zum Hiroshima-Tag

Wien (epd Ö) – Mehrere Repräsentanten der Evangelischen Kirchen in Österreich haben zum Hiroshima-Tag am 6. August in Grußadressen Stellung genommen. Die Grußadressen wurden bei der Gedenk-Veranstaltung der Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima-Gruppe am Montagnachmittag in Wien verlesen. Auch in Bad Tatzmannsdorf, Linz und Melk wurde in eigenen Veranstaltungen der Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki gedacht.

 

„Das Gedenken von Menschen hat Kraft“, betont der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm. Es rufe die Opfer aus dem Vergessen heraus und knüpfe mit ihnen „neu das Band der Trauer und des Gedenkens; und es reicht hinaus in die Zukunft mit der klaren Botschaft: Nie wieder! Nie wieder eine Konfliktlösung mit dem Einsatz von Atomwaffen, die gnadenlos und wahllos alles Leben zerstören.“

 

„Die Abwürfe der beiden Atombomben von Hiroshima und Nagasaki stellen eine bleibende Zäsur in der Menschheitsgeschichte dar“, schreibt der designierte lutherische Bischof Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker. Es gebe keinen Anlass, „in falscher Sicherheit die Augen zu verschließen“. Vermehrt strebten Länder danach, zu den Atommächten zu gehören. Bisherige Erfolge in der Kontrolle und Begrenzung der atomaren Rüstung würden in Frage gestellt. Dass die so genannte friedliche Nutzung der Kernenergie angesichts des fortschreitenden Klimawandels als Zukunftsmodell angepriesen werde, sei „eine trügerische Hoffnung, wie die Vorfälle in mehreren AKWs in Deutschland in letzter Zeit gezeigt haben“.

 

Heuchlerische Debatte

 

Der designierte reformierte Landessuperintendent Mag. Thomas Hennefeld wendet sich in seiner Botschaft „gegen eine heuchlerische Debatte, in der es hauptsächlich darum geht, gute von schlechten Atomwaffen-Staaten zu unterscheiden“. Ausgerechnet jene Supermacht ereifere sich als Weltpolizist, die diese Waffe als einziger Staat der Welt auch zum Einsatz gebracht habe. Durch die Existenz von atomaren Sprengkörpern herrsche heute permanente Unsicherheit. Christinnen und Christen hätten sich weltweit dafür einzusetzen, dass Atomwaffen aus der Welt geschafft werden, denn Gott habe dem Menschen diese Welt überantwortet, „damit er Leben fördert und gestaltet, nicht aber um seine Schöpfung zu vernichten“.

 

Das jährliche Gedenken sei notwendig, um die vielen Opfer, die 1945 und danach ihr Leben lassen mussten, nicht zu vergessen, so der frühere Wiener Superintendent Univ.-Prof. Mag. Werner Horn. Es sei aber auch notwendig, um deutlich zu machen, „dass der Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen niemals als unvermeidlich, sondern immer nur als unverantwortlich angesehen werden darf.“

 

„Die Zeit vergeht, aber die Atombombe ist immer noch da, immer noch nicht international gebannt, ja, es kommt sogar noch schlimmer: Die Gefahr ist im Gegenteil gestiegen, dass Atomwaffen verbreitet, Menschen mit atomwaffenfähigem Material in Berührung kommen, und dass so letztlich unser ganzer Planet atomar verwüstet wird“, warnt der Umweltbeauftragte der Evangelischen Diözese A.B. Wien, Pfarrer Mag. Michael Meyer.

 

Für den steirischen Superintendenten Mag. Hermann Miklas ist es ein „Armutszeugnis für die Menschheit“, dass mehr als sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Gewalt immer noch als ein Mittel zur Konfliktlösung angesehen werde. „Hiroshima und Nagasaki sowie der Holocaust stellen wohl den Negativrekord an menschlicher Grausamkeit dar“, erklärt Miklas und ruft dazu auf, „den Wahnsinn von Gewaltanwendung bereits an seiner Wurzel aufzuzeigen und nicht erst dort, wo er bereits so katastrophale Formen angenommen hat.“

 

Gewaltspirale unterbrechen

 

25 Jahre, nachdem 70.000 Menschen in Wien gegen die Stationierung von Atomraketen protestierten, werde weltweit unter Hinweis auf die allgegenwärtige Terrorismusgefahr aufgerüstet, so Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner. Tagtäglich würden Menschen Opfer von Hass und Gewalt. Ein Ausweg aus dieser endlosen Gewaltspirale sei nur dann möglich, „wenn Menschen überall auf der Welt – und gerade auch jene an den Hebeln der Macht – beginnen, diese Spirale zu unterbrechen, und friedensstiftende und friedenserhaltende Maßnahmen setzen. Der Ruf nach Abrüstung und Frieden sei heute „mindestens so nötig wie damals, aber eigentümlich leise geworden“.

 

„Die Atombomben waren der Totalangriff gegen alles Leben, die Menschen und die Natur, gegen die Schöpfung Gottes“, unterstreicht der niederösterreichische Superintendent Mag. Paul Weiland in seiner Grußbotschaft. Die Erinnerung an die Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 in Hiroshima und Nagasaki sei ein Gedenken an die Opfer, müsse aber zugleich auch ein „Aufstand gegen jeden weiteren Einsatz dieser lebensvernichtenden Waffe sein, ein Aufschrei gegen jede auch nur gedachte Anwendung gegen Menschen zur Durchsetzung von Interessen oder Ideologien.“

www.hiroshima.at

ISSN 2222-2464

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