14.11.2007

Hennefeld: Für eine Zukunft ohne Angst und Feindseligkeit

Ökumenischer Gottesdienst in der Wiener Ruprechtskirche gedachte der Pogromnacht von 1938

Ökumenischer Gottesdienst in der Wiener Ruprechtskirche gedachte der Pogromnacht von 1938

Wien (epd Ö) – „Mit Schweigen ist niemandem geholfen. Wir haben die Aufgabe, auch das Dunkle, Furchtbare, Grauenhafte ans Licht zu bringen“, sagte der neue reformierte Landessuperintendent Mag. Thomas Hennefeld in seiner Predigt am Freitag, 9. November, in der Wiener Ruprechtskirche. Im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes, jährlicher Fixpunkt in der Bedenkwoche „Mechaye Hametim“, wurde der Pogromnacht vor 69 Jahren gedacht.

 

Auch wenn die Erinnerung verblasse, sei es wichtig, „die Geschichten von damals weiterzuerzählen, nicht damit die einen ein wohliges Grauen verspüren und die anderen in Selbstmitleid versinken, sondern damit wir eine Zukunft haben ohne Angst und Feindseligkeit, damit sich solche Dinge nicht so leicht wiederholen können“, betonte Hennefeld.

 

Besondere Sensibilität

 

Erinnern sei immer ein Prozess und verlange eine Erweiterung des Horizonts, meinte der Landessuperintendent. Auch heute sei der Antisemitismus „wie eine Krankheit, gegen die es zwar Medikamente und Rezepte zur Linderung gibt, aber anscheinend keine wirkliche Chance auf vollständige Heilung.“ Die Geschichte fordere allerdings eine „besondere Sensibilität“. Hennefeld: „Wo immer Jüdinnen und Juden diskriminiert werden, das soll registriert werden, darf nicht unwidersprochen bleiben.“ Der Landessuperintendent erinnerte an die jüngsten antisemitischen Kundgebungen in Ungarn. Dies zeige, „dass wir einen rabiaten bedrohlichen Antisemitismus in Europa bei weitem nicht überwunden haben“. Er, Hennefeld, empfinde „tiefe Scham darüber, dass reformierte Christen federführend daran beteiligt waren“.

 

Es gelte heute gegen jede Form der Diskriminierung wachsam aufzutreten. Hennefeld nannte hier etwa die „offene Hetze gegen unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger“. Die Geschichte lehre uns, „niemals das Unrecht und die Gewalt, die anderen zugefügt wird, zu verharmlosen oder zu relativieren“. Der Landessuperintendent rief dazu auf, „genau hinzuschauen, wo immer Menschen ihrer Rechte beraubt werden und in Angst versetzt werden durch eine Regierung, die Mehrheitsbevölkerung oder einzelne gewalttätige Gruppen“. Hennefeld: „Wir dürfen nicht das geringste Verständnis aufbringen für jegliche Art von Nationalismus und eine Blut- und Bodenideologie und für die Entrechtung und die Diskriminierung von Menschen.“

ISSN 2222-2464

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