24.02.2003

Heine fordert “Perspektivenwechsel” in den Kirchen

Eröffnungsvortrag vor der Europa-Konferenz des LWB in Wien – Einen Verlust des Monopols der Kirchen „in Sachen Religion“ ortet die Wiener Thelogin.

Eröffnungsvortrag vor der Europa-Konferenz des LWB in Wien – Einen Verlust des Monopols der Kirchen „in Sachen Religion“ ortet die Wiener Thelogin.

Wien, 24. Februar 2003 (epd Ö) Für einen “Perspektivenwechsel” in den Kirchen ist die Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Dr. Susanne Heine, eingetreten. In ihrem Eröffnungsvortrag vor der Europa-Konferenz des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Wiener Don-Bosco-Haus am 23. Februar zum Thema “Für die Heilung der Welt” stellte die Theologin fest: “Die Kirchen können sich hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit nicht mehr auf die theologische Begründung von Institution und Amt berufen.” Unter den Bedingungen des Pluralismus sei für die Kirchen ein “Verlust des Monopols in Sachen Religion” eingetreten. Heilung werde von ihnen kaum mehr erwartet.

Demgegenüber erinnerte Heine daran, dass der christliche Glaube selbst ein Perspektivenwechsel sei. Das zeigten zahlreiche “anstößige” Geschichten und Gleichnisse der Bibel. In diesem Zusammenhang kritisierte Heine die verbreiteten “moralischen Predigten” sowie Predigten, die lediglich “die Welt-Unordnung beklagen”. Auch gegen das “theologische Insider-Vokabular” dogmatischer und exegetischer Predigten sprach sich die Theologieprofessorin aus. “Wenn heute am Christentum etwas attraktiv ist, dann nicht die Botschaft als solche, sondern das Milieu, das von ihr sichtbar bestimmt ist”, betonte Heine.

Gemeinde kann zur Heilung beitragen

Die Gemeinde, so Heine, könne zur Heilung beitragen, wenn in ihr die Menschenliebe Gottes erfahrbar werde.

In ihren zentralen Kompetenzen, wie humanitäre Initiativen oder der “pflegliche Umgang mit der Seele des Menschen”, seien die Kirchen von anderen überholt worden. “Aber wir haben einen eigenen Kontext zu bieten, ein Haus, eine Gemeinschaft, worin ein größerer Zuspruch und eine tiefere Wandlung Menschen miteinander verbindet,” unterstrich die Rednerin vor rund 70 Delegierten aus zahlreichen lutherischen Kirchen Europas. Grund für diesen Zuspruch sei die lutherische Rechtfertigungslehre, die besage: “Es ist gerechtfertigt, dass ihr da seid. Es ist gut, dass es euch gibt.” Wer das glauben könne, erfahre Heilung.

Die Europa-Konferenz des LWB, die bis 26. Februar tagt, wurde eröffnet von der Schatzmeisterin des LWB, Inger J. Wremer, dem Direktor der Abteilung für Mission und Entwicklung des LWB, Péri Rasolondraibe, und dem gastgebenden Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Mag. Herwig Sturm.

ISSN 2222-2464

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