04.10.2006

Gisela Ebmer in ihr Amt als neue Fachinspektorin eingeführt

Ebmer: Religionsunterricht hat gesellschaftliche Funktion

Ebmer: Religionsunterricht hat gesellschaftliche Funktion

Wien – Mit einem Festgottesdienst in der Reformierten Stadtkirche ist am Dienstagabend, 3. Oktober, Mag. Gisela Ebmer in ihr Amt als neue Fachinspektorin für den evangelischen Religionsunterricht an Allgemeinbildenden und Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen in Wien eingeführt worden. Die Amtseinführung nahmen Superintendent Mag. Hansjörg Lein und Oberkirchenrat Mag. Thomas Hennefeld vor.

Im „heiligen Raum“ des Religionsunterrichts können Lehrende auf Ängste und Sorgen der Kinder eingehen, betonte Ebmer in ihrer Predigt. Wenn Kinder Wertschätzung erfahren, können sie diese weitergeben – der Religionsunterreicht erhalte so eine bedeutende gesellschaftliche Funktion. Ebmer: „Lieben kann im Religionsunterricht auch heißen: klare Grenzen setzen, mit Achtung und Wertschätzung.“ Kritisch äußerte sich die neue Fachinspektorin zum neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaftssystem, das Sucht erzeuge und „Scheinwelten“ baue. Jugendliche, die nur mehr in Computerspielen lebten, seien „ruhig gestellt“, ohne Gefühle und Kritikfähigkeit: „Sie werden zu Marionetten statt zu kritischen StaatsbürgerInnen.“ Gutes Beispiel in eine andere Richtung sei etwa der interreligiöse SchülerInnenkalender. Ebmer erinnerte auch an den Friedenstag, der regelmäßig vor Weihnachten SchülerInnen zu kritischem Denken anrege und sie ermutige, „sich auf die Füße zu stellen“.

Religionsunterricht ist kein Biotop

Auf das große Engagement Ebmers, die seit 22 Jahren im Religionsunterricht tätig ist, verwies Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker. Ebmer schätze die Differenz, was in einem „harmoniesüchtigen Österreich nicht leicht“ sei. Auch in ihrer umfangreichen medialen Arbeit habe Ebmer immer ihre Meinung als reformierte Theologin nach innen und außen vertreten. Dass sie in ihrer neuen Stelle „Übersicht bewahren“ kann, wünschte der reformierte Oberkirchenrat Mag. Thomas Hennefeld. Der Religionsunterricht sei kein Biotop, sondern Teil der Gesellschaft, „er ist Sauerteig und Herzensbildung“. Dankbar für die neue Fachinspektorin zeigte sich auch Landeskurator HR Dr. Horst Lattinger. Als ehemaliger steirischer Landesschulratspräsident wisse er, dass die Aufgaben als Beraterin und Moderatorin oft mit anderen im Widerspruch stünden.

Bildungsarbeit im schärfsten Gegenwind

„Ich denke, es steht dem Ministerium gut an, wenn es aus Anlass einer solchen Amtseinführung auch einmal sagt, dass wir den Hut ziehen vor den geforderten und erbrachten Leistungen aller Religionslehrerinnen und Religionslehrer im Alltag der Schule“, erklärte MR Univ.-Prof. Dr. Karl Schwarz vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Gerade weil die ReligionslehrerInnen „Bildungsarbeit im schärfsten Gegenwind“ leisten, haben sie, so Schwarz, „Anspruch auf die besondere Wertschätzung unseres Staates und unserer Gesellschaft“. Bildungsarbeit im Gegenwind des Zeitgeistes in die Praxis einer Minderheitskirche umzusetzen, sei „eine der großen pädagogischen Herausforderungen der Gegenwart“.

Landesschulinspektor Mag. Dr. Karl Blüml wünschte Ebmer seitens des Stadtschulrates, dass sie „die geheimnisvollen und verschlungenen Wege der Bürokratie“ schaffe. Die Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien, Dr. Christine Mann, sprach von den beiden „Häusern“ der Schulaufsicht und Ökumene, die Ebmer „mit Liebe gestalten“ werde. „Gelassenheit mit Ämtern und Paragraphen“ wünschte Mag. Sonja Danner vom Evangelischen Religionspädagogischen Institut (ERPI). Dass soziales Engagement gegenüber SchülerInnen und Eltern wichtig sei, betonte Christine Naglreiter vom Dachverband der Elternvereine. Die Gückwünsche der ReligionslehrerInnen überbrachte Mag. Harald Dopplinger. Musikalisch gestalteten den Festgottesdienst Ebmers Amtsvorgänger, Prof. Mag. Werner Frank, gemeinsam mit seiner Frau Margarete, die Gruppe „Pallawatsch“ und SchülerInnen des Goethe-Gymnasiums.

ISSN 2222-2464

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