03.09.2003

Generalsekretär des Weltkirchenrates gewählt

Erstmals Afrikaner an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen

Erstmals Afrikaner an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen

Genf, 3. September 2003 (epd Ö) Erstmals in der Geschichte des Weltkirchenrates ist ein Afrikaner zum Generalsekretär gewählt worden. Der Kenianer Samuel Kobia erhielt am 28. September bei der Sitzung des Zentralausschusses in Genf 78 zu 52 Stimmen bei vier Enthaltungen. Kobia, Jahrgang 1947, wird im Dezember den deutschen Theologen Konrad Raiser (65) nach fast elf Amtsjahren ablösen. Dem Weltkirchenrat, auch Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK) genannt, gehören 341 Kirchen mit rund 400 Millionen Gläubigen an.

Kobia, ein Pastor der Methodistenkirche Kenias, ist zurzeit Direktor und Sonderbeauftragter für Afrika des ÖRK-Zentralausschusses. Er versprach nach seiner Wahl, sich für den Fortbestand der Ökumene einzusetzen. „Wir müssen den multilateralen Raum bewahren, den der Weltkirchenrat darstellt“, sagte er vor dem Wahlgremium. „Es gibt keine andere Organisation in der Welt, die dieses Privileg hat.“

Der neue designierte Generalsekretär half nach der Unabhängigkeit (1980-81) bei der Umstrukturierung des Christlichen Rats von Simbabwe und führte 1991 den Vorsitz bei den Friedensgesprächen für den Sudan und 1992 bei der Gruppe der Wahlbeobachter für die landesweiten Wahlen in Kenia.

Vor der Wahl hatte der Weltkirchenrat die Besetzung palästinensischer Gebiete durch Israel verurteilt und die Errichtung einer so genannten Sicherheitsmauer im Westjordanland kritisiert. Die teilweise fertig gestellte acht Meter hohe Mauer mit einer geplanten Gesamtlänge von 370 Kilometern treibe die Bewohner palästinensischer Städte und Dörfer weiter in die Isolation, erklärte der Direktor der Kommission für kirchliche Angelegenheiten (CCIA), Peter Weiderud. Palästinensische Städte und Dörfer seien zu „großen Gefängnissen“ geworden, sagte Weiderud. Die Mauer und zusätzlich im Bau befindlichen Zäune stellten eine neue politische Grenze dar, die internationales Recht verletze. Der ÖRK habe wiederholt alle Terrorakte gegen die israelische Zivilbevölkerung scharf verurteilt, fügte Weiderud hinzu.

Der ÖRK ist eine Gemeinschaft, der Kirchen in über 120 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen angehören. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet.

www.wcc-coe.org/wcc/deutsch.html

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.