19.01.2012

Gemeinsam gegen Rechtsextremismus

Evangelische Kirchen unterstützen Bündnis gegen den WKR-Ball

Gerhard Ruiss, Petra Bayr, Raimund Fastenbauer, Katharina Stemberger, David Ellensohn, Janine Wulz, Alexander Pollak und Willi Mernyi (v.l.) setzen ein Zeichen gegen Rassismus und Rechtsextremismus

Evangelische Kirchen unterstützen Bündnis gegen den WKR-Ball

Wien (epdÖ) – Als eine „besondere Provokation“ bezeichnete Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, die Veranstaltung des Wiener Korporationsballs (WKR) ausgerechnet am 27. Jänner, dem Holocaust-Gedenktag der UNO, in den Räumlichkeiten der Wiener Hofburg, bei einer Pressekonferenz am 19. Jänner. Sie war gleichzeitig die Auftaktveranstaltung für die „Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus“, die am 20. Jänner beginnt und bis zum 28. Jänner dauert.

Der Korporationsball, an dem jedes Jahr zahlreiche rechtsextreme Burschenschafter aus dem In- und Ausland teilnehmen, habe mit Kultur nichts zu tun, betonte Fastenbauer. „Die jüdische Gemeinde hat großes Verständnis für Tradition. Die Deutschtümelei mit ihren unseligen Folgen ist allerdings eine Tradition, auf die wir gerne verzichten können. Wir bekennen uns zur Tradition des antifaschistischen Grundkonsenses der Zweiten Republik.“ Gegenüber den rechtsextremen Netzwerkern sei dies besonders in Erinnerung zu rufen, so der Generalsekretär.

Es sei unvorstellbar, wie sich Überlebende von Konzentrationslagern dabei fühlen, wenn ausgerechnet am Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz rechtsextreme Burschenschafter ein rauschendes Fest feiern, sagte Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitee Österreich. Dass der Ball heuer zum letzten Mal in der Hofburg stattfindet, sei ein Beweis dafür, dass „Bürgerinnen und Bürger sowie NGOs, die sich engagieren, immer noch die beste Waffe gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind“.

SPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr plädierte dafür, weiterhin Verantwortung für unsere Geschichte zu übernehmen. „‚Niemals vergessen‘ zu welchen Gräueltaten, Menschenrechtsverletzungen und zu welchem industriellen Morden staatliche Regime in der Lage sein können, ist gerade für eine Generation von Menschen, die selbst nicht mehr die Konzentrationslager der Nationalsozialisten erlebt hat, ein gesellschaftlicher Auftrag.“

David Ellensohn, Klubobmann der Wiener Grünen, meinte, dass Rechtsextreme in der Minderheit seien, auch wenn sie regelmäßig „lautstark und wütend“ auf sich aufmerksam machen würden. Dies sei ein positives Zeichen. „Ulrichsberg, Nowotny-Grab, WKR-Ball: Die rechtsextremen ängstlichen Weltverschwörer verlieren Symbol um Symbol und glauben, das mit lauten, aggressiven Tönen verschleiern zu können.“ Dieser kleinen Gruppe stünde ein breites Aktionsbündnis gegenüber, an dem sich auch die Evangelischen Kirchen beteiligen, so der Klubobmann.

Als einen „Hohn auf die Würde der Opfer des Nationalsozialismus und aller demokratischen Menschen in Österreich“ bezeichnete Alexander Pollak, Sprecher von SOS-Mitmensch, den Korporationsball. Für Rechtsextremismus und Rassismus dürfe es in der Gesellschaft keinen Platz geben. Obwohl sonst gegen Zugangsbeschränkungen, fordere die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) diese für Holocaustleugner, Nazis und andere Rechtsextreme, erklärte Janine Wulz, Vorsitzende der ÖH. Schauspielerin Katharina Stemberger betonte die Notwendigkeit, sich „auf den Grundwert der Mitmenschlichkeit“ verständigen zu müssen. „Es ist höchste Zeit geworden, in einer breiten Allianz den Veranstaltern des WKR-Balls zu sagen, welchen Respekt sie den Opfern des Nationalsozialismus schulden und dass die Zeiten für ihre Feiern an repräsentativsten Orten in repräsentativsten Räumen endgültig vorbei sind“, mahnte Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der „IG Autorinnen/Autoren“.

Zahlreiche gesellschaftliche Gruppierungen unterstützen die Gedenk- und Aktionswoche, darunter die Evangelische Kirche A. und H.B. in Österreich, die Evangelisch-Theologische sowie die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien, der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die Katholische Aktion, die Israelitische Kultusgemeinde und die Initiative Liberaler Muslime. In dieser Woche werden sich zahlreiche Veranstaltungen intensiv mit der historischen Verantwortung und dem Einfluss rechtsextremer Ideologie heute auseinandersetzen. Am Freitag, 27. Jänner, gibt es um 10 Uhr am Wiener Heldenplatz – vor und im Weiheraum für die Opfer des Nationalsozialismus – eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz, bei der unter anderem auch Bischof Michael Bünker sprechen wird.

Nähere Informationen zum Programm unter www.jetztzeichensetzen.at

ISSN 2222-2464

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