12.01.2015

„Gemeinsam gegen den Terror“: Gedenken in Wien

Regierung und Religionsgemeinschaften organisierten Gedenkveranstaltung

Am 11. Jänner 2015 luden die Bundesregierung und die Vertreter der Glaubensgemeinschaften zur gemeinsamen Gedenkkundgebung "Gemeinsam gegen den Terror". Im Bild der Schauspieler Michael Heltau. (Foto: BKA/Hans Hofer)

Regierung und Religionsgemeinschaften organisierten Gedenkveranstaltung

Wien (epdÖ) – Über 10.000 Menschen haben am Sonntag, 11. Jänner im Rahmen der Gedenkveranstaltung „Gemeinsam gegen den Terror“ der Opfer der Terrorattacken in Paris gedacht. Die Kundgebung fand auf Initiative der Bundesregierung zusammen mit Vertretern aller Glaubensgemeinschaften am Wiener Ballhausplatz statt.

Auf Ansprachen wurde verzichtet. Dafür verlasen die Burgschauspieler Elisabeth Orth und Peter Matic eine gemeinsame Erklärung der Bundesregierung. „Die österreichische Bundesregierung verneigt sich in Trauer vor den Toten der Terrorakte in Frankreich“, hieß es darin. „Unser Mitgefühl gilt allen Menschen in Frankreich, das in den vergangenen Tagen Schauplatz von verabscheuungswürdiger Gewalt war.“

Auf der Bühne trugen weitere Ensemble-Mitglieder des Burgtheaters, darunter Dorothee Hartinger, Caroline Peters, Michael Heltau und Cornelius Obonya, Texte von Peter Handke, Arnold Schönberg, Ernst Jandl und anderen Autoren vor. Auch ein Auszug aus der Erklärung der 1789 in Frankreich verkündeten Menschen- und Bürgerrechte wurde vorgelesen. Die musikalische Untermalung steuerte der Chor der Wiener Staatsoper bei. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung durch eine Schweigeminute.

Die Politik war mit zahlreichen Amtsträgern vertreten, allen voran Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Ebenfalls anwesend waren die höchsten Vertreter sämtlicher Religionsgemeinschaften, darunter Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Michael Bünker sowie auch Fuat Sanac, Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft, Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde und Vertreter der Freikirchen. Der französische Botschafter kam gemeinsam mit Teilnehmern einer Mahnwache vor der französischen Botschaft zum Ballhausplatz.

Kritik an der Veranstaltung kommt von der Israelitischen Kultusgemeinde. Es erfülle sie mit Befremden und Trauer, dass bei der Gedenkkundgebung am Sonntag am Ballhausplatz vergessen wurde, das Wort „jüdische Opfer“ auch nur ein einziges Mal zu erwähnen, heißt es in einem offenen Brief an die Bundesregierung. Die vier Terroropfer in dem jüdischen Supermarkt in Paris seien nicht – wie in der Erklärung der Bundesregierung erwähnt – „als Angehörige verschiedener Religionen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren“ gestorben, sondern weil sie am Freitagnachmittag für den kommenden Sabbath Einkäufe tätigten. „Sie starben weil sie Juden waren!“ Nach den Anschlägen in Toulouse und Brüssel mit jeweils vier Toten sei dies der dritte Terroranschlag islamistischer Fanatiker gegen eine jüdische Einrichtung in Europa gewesen.

ISSN 2222-2464

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