Gefängnisseelsorger: Kritik an Strafvollzug in Österreich
Neues Buch "Die Haftfalle" von Christine Hubka in Wien präsentiert

Neues Buch „Die Haftfalle“ von Christine Hubka in Wien präsentiert
Wien (epdÖ) – Über Themen wie Untersuchungshaft, gesetzliche Rahmenbedingungen, Strafausmaße oder das Täter-Opfer-Verhältnis in Österreich diskutierten evangelische GefängnisseelsorgerInnen im Rahmen einer Buchpräsentation in Wien.
Für die Reduktion der Haft und alternative Sanktionsformen, um straffällig gewordenen Menschen wieder eine Zukunft zu ermöglichen, plädierte Udo Jesionek, ehemaliger Präsident des Wiener Jugendgerichtshofs. „Welcher Minister hat sich im vergangenen Jahrzehnt wirklich für den Strafvollzug interessiert und eingesetzt?“, fragte Jesionek. „Ich wäre froh, wenn das geltende Strafvollzugsgesetz wenigstens umgesetzt würde“, sagte die pensionierte Pfarrerin und ehrenamtliche Gefängnisseelsorgerin Christine Hubka, deren neuestes Buch „Die Haftfalle“ in der Buchhandlung „Herder“ vorgestellt wurde. Gefängnisseelsorger Markus Fellinger (Niederösterreich) kritisierte die Praxis des derzeitigen Maßnahmenvollzugs für geistig abnorme Rechtsbrecher: Hier handle es sich oft um „menschenunwürdige“ Anhalteformen, da sie keine Perspektiven eröffnen. Gefängnisseelsorger Matthias Geist (Wien) wies auf die Angehörigen von Insaßen hin, die ebenfalls ein Betreuungsbedürfnis hätten: „Familien geraten oft in materielle und psychosoziale Not, bieten aber jenen sozialen Empfangsraum, in den Straftäter entlassen werden.“ Die Diskussion wurde von Roberto Talotta (Radio Ö1) moderiert.
In ihrem Buch „Die Haftfalle“ berichtet Hubka über Chancen in einem Leben in Haft und benennt Grenzen des gegenwärtigen Strafvollzugs. Die evangelische Pfarrerin verbindet dabei ihre Darstellung mit den lyrischen Texten ihres Kollegen Markus Fellinger. Das Buch ist in der „edition steinbauer“ erschienen und um 22,50 Euro erhältlich.
ISSN 2222-2464