02.05.2019

Gedenkfeier für bei Flugzeugabsturz verunglückten Pfarrer Norman Tendis

Hunderte Menschen bei Abschiedsgottesdienst in St. Ruprecht

Die Musik stand für ihn selbst im Mittelpunkt - so tat sie es auch beim Abschiedsgottesdienst für Norman Tendis in St. Ruprecht. Foto: epd/Windisch

Hunderte Menschen bei Abschiedsgottesdienst in St. Ruprecht

St. Ruprecht/Villach (epdÖ) – In einem Gedenkgottesdienst haben Familie, Freunde, und hunderte Weggefährtinnen und -gefährten von dem Kärntner evangelischen Pfarrer Norman Tendis Abschied genommen, der Anfang März bei einem Flugzeugabsturz in Äthiopien ums Leben gekommen war. Bei der Feier in Tendis‘ Heimatgemeinde St. Ruprecht bei Villach am Samstag, 27. April, erinnerte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker an den „Propheten und Aktivisten“ Tendis, der sich weltweit im ökumenischen Rat der Kirchen (WCC) für nachhaltige und gerechte Wirtschaft sowie den Klimaschutz eingesetzt hatte. „Transformative Faith, verwandelnder Glaube, das ist eines der zentralen Stichworte, die Norman verwendet hat“, so Bünker. „Der verwandelnde Glaube gibt uns nicht nur die Kraft, uns für ein Leben in Fülle für alle einzusetzen, er kann und will aber ganz bestimmt auch immer uns verwandeln. Woher hätten wir sonst die Kraft zu trauern, wie könnten wir sonst die Tränen, den Schmerz zulassen, wie sollten wir ohne ihn in aller Trauer dankbar sein für großartige und liebenswürdige Menschen, wie Norman einer war?“

„Gegen den Strom und Mainstream“

Der Kärntner Superintendent Manfred Sauer stellte in Anspielung auf das von Norman Tendis gegründete „Regenbogenland“ in St. Ruprecht den Regenbogen in das Zentrum seiner Predigt: „Der Regenbogen, Symbol des Neuen Bundes mit Gott nach der Sintflut. Zeichen der Mahnung, aber auch der Ermutigung: Verantwortung für diese Welt zu übernehmen. Sich in seinem Handeln immer wieder an Noah zu orientieren und gegen den Strom und Mainstream zu schwimmen.“ Tendis sei selbst „wie ein bunter Regenbogen“ gewesen. Er „konnte begeistern, weil er selbst voll Begeisterung und Enthusiasmus war und wir alle gespürt haben, dass er das, was er predigt, auch lebt“. Immer wieder habe er „Partei ergriffen, sich an die Seite von Menschen gestellt, die Hilfe und Unterstützung dringend gebraucht haben“. Viel zu früh sei Tendis „aus einem so aktiven, bunten und verheißungsvollen jungen Leben“ gerissen worden.

„Er hat mit uns so viel intensives Leben geteilt“

Die Witwe des Verstorbenen, Astrid Tendis-Knely, erinnerte sich in Gedankensplittern, die stellvertretend verlesen wurden, an die persönlichen Vorlieben Tendis, allen voran „die Musik, der Mercedes, das Element Wasser“. Liebhaber von Oldtimern sei er vor allem aus dem Gedanken der Nachhaltigkeit heraus gewesen. Tendis lebe auch in seinen drei Töchtern weiter: „Norman fehlt so sehr. Aber er hat mit uns so viel intensives Leben geteilt. Danke, Norman!“

Isabel Apawo Phiri, stellvertretende Generalsekretärin des Weltkirchenrats WCC mit Sitz in Genf, überbrachte Kondolenzschreiben aus aller Welt. Für seine Arbeit sei Tendis weniger Zeit geblieben als erhofft, „aber sie war nicht umsonst“, sagte Phiri mit Verweis auf Tendis‘ „Roadmap“ für eine Wirtschaft im Dienst des Lebens, die kurz nach seinem Tod präsentiert worden war: „Wo auch immer diese Roadmap hingeht, wird an Norman erinnert“. Die WCC-Repräsentantin sprach auch die Einladung für eine Trauerfeier am 24. Mai in Genf aus.

„Jeder vernünftige Mensch weiß, dass Trauer ein Langzeitprojekt ist“, betonte Ortspfarrer Jürgen Öllinger: „Wir rufen in die andere Welt hinein: Du fehlst!“ Johannes Eggert, Kurator in St. Ruprecht, verwies auf Tendis‘ Arbeit für eine „Gemeinde, die die Beziehung untereinander und zu Gott pflegt, trotz aller Verschiedenheit“. Pfarrer Moritz Stroh vom Evangelischen Arbeitskreis für Weltmission erinnerte an einen, der „für eine weltweit gedachte Theologie“ stand, die von denen her zu verstehen sei, die nicht zu den Gewinnern des Kapitalismus zählten.

Die Kärntner Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig hob Tendis‘ „unerschütterlichen und fordernden Glauben an die Pflicht zur Veränderung“ hervor. Günther Albel, Bürgermeister von Villach, bezeichnete ihn als „Spurenhinterlasser“, Klaus Glanznig, Bürgermeister von Treffen, bemerkte, Tendis‘ „inhaltsstarke Predigten“ hätten auch „viele angesprochen, die der Kirche nicht nahestehen“.

Musikalisch gestalteten die Verabschiedung der Chor „StimmMix“ unter Leitung von Ellen Freydis-Martin, die Kirchenband „Hope Factory“ und  Manfred Pernull an der Orgel.

Zur Person Norman Tendis

Der 1967 geborene deutsche Staatsbürger Norman Tendis war seit dem Jahr 2000 Pfarrer in St. Ruprecht bei Villach. Er war Obmann des Vereines „Wirtschaft im Dienst des Lebens“ und maßgeblich für die Ausarbeitung des Nachhaltigkeitsleitfadens der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich verantwortlich. Der Leitfaden bildete auch die Grundlage für die „Roadmap for Congregations, Communities and Churches for an Economy of Life and Ecological Justice“ des WCC, die Tendis auf der UN-Umweltkonferenz in Nairobi Anfang März präsentieren hätte sollen. Am Weg dorthin war Tendis‘ Flugzeug am 10. März bei Addis Abeba abgestürzt, alle 157 Menschen an Bord starben.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Tendis | Bünker | Kärnten | Sauer

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