28.11.2007

Garcia Sobreira-Majer: „Glaubensüberzeugung des anderen verstehen“

Christlich-muslimischer Studientag über die Propheten

Christlich-muslimischer Studientag über die Propheten

Wien (epd Ö) – „Es geht nicht darum, Unterschiede einzuebnen, sondern die Glaubensüberzeugung des anderen zu verstehen.“ Das sagte der Fachinspektor für evangelischen Religionsunterricht an Pflichtschulen in Wien, Prof. Dr. Alfred Garcia Sobreira-Majer, zum Ziel des Studientages „Propheten im Verständnis des Christentums und des Islams“, der am 26.11. im Don-Bosco-Haus in Wien stattfand.

 

Christen und Muslime, so Garcia Sobreira-Majer, verbinde der Glaube an den einen Gott, andere Glaubenswahrheiten stünden aber im Widerspruch und in Konkurrenz zueinander. So sei für Christen die unüberbietbare Wahrheit in Jesus Christus erschienen, für Muslime sei sie im Koran herabgekommen, wie ihn Mohammed verkündet hat. Für Muslime sei Jesus ein Prophet, für Christen „mehr als ein Prophet“, nämlich das „Wort Gottes“. Der Theologe betonte: „Es geht um ein vorurteilsfreies Verstehen und Respektieren der Andersgläubigen und ein gutes, unverkrampftes Leben miteinander – trotz bestehender Unterschiede in zentralen Glaubensüberzeugungen“.

 

Funktionierender christlich-islamischer Dialog auf theologischer Ebene

 

Auf die erstaunlich gute Akzeptanz einer christlich-muslimischen Zusammenarbeit im Bereich der Religionslehrerfortbildung verwies der Ordinarius für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien, Prof. Martin Jäggle in seinem Referat „Muhammad – ein Prophet auch für Christen?“. Dass es in Österreich einen funktionierenden „theologischen Dialog“ von römisch-katholischen und evangelischen Theologen mit muslimischen Theologen gebe, der über den praxisorientierten „Dialog des Lebens“ hinausgehe, sei den Religionslehrern zu verdanken, so Jäggle.

 

Über Propheten und Prophetinnen in der jüdisch-christlichen Tradition, die von Gott zur Verkündigung seines Wortes berufen wurden, sprach die evangelische Islam-Expertin Univ.-Prof. Dr. Susanne Heine, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Wien. In dieser Tradition seien gerade menschliche Qualitäten wie moralische Integrität oder Redekunst nicht entscheidend gewesen, sondern allein der Wille Gottes. Im Gespräch betonte Heine die Bedeutung des Dialogs auf theologischer Ebene und wies auf ein Forschungsprojekt zum „christlich-islamischen Dialog“ an ihrem Institut hin, an dem auch der Leiter des Islamischen Religionspädagogischen Instituts, Mag. Amir Zaidan, beteiligt ist.

 

Kritik an evangelikaler Sicht des Verhältnisses Islam-Christentum

 

Zaidan referierte auf dem Studientag über „Gesandte und Propheten im Islam“ und hob die staatliche Anerkennung des Islam in Österreich hervor, die es in Deutschland nicht gebe. Hingegen gebe es in Deutschland eine starke evangelikale Szene, die das Verhältnis Islam-Christentum ausschließlich schwarz-weiß sehe. Zaidan erklärte, auch für ihn gehe der intertheologische Dialog über den interreligiösen hinaus und habe eine „größere Tiefe“, weil er sich mit den grundsätzlichen Fragen auseinandersetze.

 

Die Initiatorin des Studientages, die römisch-katholische Religionspädagogin Sonja Haberbusch-Blatsky, betonte die Wichtigkeit des Gesprächs zwischen christlichen und muslimischen Lehrern: „Wer hier einmal dabei war, spricht nachher ganz anders voneinander.“

 

Der Studientag, an dem mehr als 90 evangelische, römisch-katholische und muslimische ReligionslehrerInnen teilnahmen, wurde veranstaltet vom Arbeitskreis „Unterwegs im christlich-islamischen Dialog“. Er findet in dieser Form seit dem Jahr 2004 statt. Das Leitungsteam des Arbeitskreises besteht neben Alfred Garcia Sobreira-Majer aus Sonja Haberbusch-Blatsky, Maria Wildam und dem Fachinspektor für islamische Religion, Mag. Mohammed Samir Safour.

ISSN 2222-2464

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