04.06.2014

Fußball-WM in Brasilien: „Das Volk wird vergessen“

"Nosso Jogo" macht auf Menschenrechtslage in Brasilien aufmerksam

Bei einer Pressekonferenz am 2. Juni in Wien berichteten die brasilianischen Schülerinnen Kelly Regina Cruz Araujo (l.) und Jessica Adriane Santos Ferreira (r.) von ihrem Alltag und ihren Erwartungen an das sportliche Großevent. (Foto: Jugend Eine Welt)

„Nosso Jogo“ macht auf Menschenrechtslage in Brasilien aufmerksam

Wien (epdÖ) – Für eine bessere Lebenssituation und mehr Rechte für Kinder in Brasilien setzt sich im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien die Initiative „Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play“ ein, die unter anderem von der „Kindernothilfe Österreich“, der „Dreikönigsaktion. Hilfswerk der Katholischen Jungschar“, „Die Kinderfreunde“ und „Jugend Eine Welt. Don Bosco Aktion Österreich“ getragen wird. Bei einer Pressekonferenz am 2. Juni in Wien berichteten die brasilianischen Schülerinnen Kelly Regina Cruz Araujo und Jessica Adriane Santos Ferreira von ihrem Alltag und ihren Erwartungen an das sportliche Großevent.

„Ich finde, die Weltmeisterschaft sollte für alle Menschen da sein, sie ist es aber nicht. Die Menschen etwa, die auf der Straße Wasser verkaufen, können das jetzt nicht mehr verkaufen“, so die 14-jährige Jessica aus Rio de Janeiro. „Die WM wird unser Leben gar nicht verändern, höchstens vielleicht verschlechtern. Und Tickets für die Weltmeisterschaft können wir uns sowieso nicht leisten“, ergänzte die 12-jährige Kelly. Aus Sicht der beiden Schülerinnen gebe es wichtigere Investitionen. Das Geld, das für die WM ausgegeben wird, wäre anderswo besser investiert, zeigten sich Jessica und Kelly überzeugt. „Das, was jetzt gebaut wird, wird nicht für die Menschen vor Ort gebaut, sondern nur für die Touristen. Viel dringender als diese WM brauchen wir Medikamente, Ärzte, ein Gesundheitssystem, eine bessere Kanalisation für unsere Abwässer sowie mehr Sicherheit, bessere Schulen oder etwa Plätze zum Spielen“, sagte Jessica. „Und wir brauchen mehr Busse“, findet Kelly, die jeden Tag um 3 Uhr in der Früh aufsteht, um mit dem Bus rechtzeitig in die Schule zu kommen. „Wir brauchen mehr und bessere Busse, die sind bei uns immer überfüllt. Gute Busse gibt es nur für die Touristen. Wenn ich an der Bushaltestelle stehe, halten diese Touristenbusse gar nicht. Die WM kostet Milliarden, aber das Volk wird vergessen.“

Um Schülerinnen und Schülern, aber speziell auch den vielen Straßenkindern in Brasilien eine bessere Chance zu geben, gibt es zahlreiche Projekte, darunter etwa das Zirkusprojekt SER oder das Projekt „Olhar Direito – Schau genau“. Mit dem Konzept des sozialen Zirkus eröffne SER Kindern eine Alternative zum Leben auf der Straße, heißt es in der Projektbeschreibung. Die Kinder erhalten eine Weiterbildung, um damit den Kindern in ihrem Umfeld zu helfen. Das Projekt „Olhar Direito“ soll sie darin unterstützen, Menschenrechtsverletzungen im Zuge der WM nicht einfach hinzunehmen. „Ich bin über die Schule dazugekommen. Das Projekt hat mir gleich gut gefallen, deswegen bin ich dabeigeblieben“, erklärte Jessica. Auch Kelly macht bei dem sozialen Zirkus mit und nimmt dafür zweimal täglich eine vierstündige Busfahrt auf sich.

„Bei dem Projekt ‚Nosso Jogo‘ (portugiesisch für „unser Spiel“) ist es uns wichtig, Menschen aus Brasilien direkt miteinzubinden. Und wir wollen nicht nur über Kinder und Jugendliche reden, wir wollen ihnen auch die Möglichkeit zur Partizipation geben“, betonte Gottfried Mernyi von der Kindernothilfe Österreich. Vom 2. bis 8. Juni gibt es zahlreiche Workshops für Schülerinnen und Schüler, die sich mit der Kinderrechtssituation, aber auch mit dem Leben in Brasilien auseinandersetzen, von 6. bis 8. September findet am Wiener Karlsplatz das „Arena Brasil Festival“ statt.

Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.nossojogo.at

ISSN 2222-2464

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