27.11.2003

Für einen verantwortlichen Umgang mit Sprache

Studientag für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit in Wien

Studientag für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit in Wien

Wien, 27. November 2003 (epd Ö) Der verantwortliche Umgang mit Sprache stand im Mittelpunkt eines „Studientags für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit“ am Samstag, 22. November, in Wien. „Ein Wort kann enttäuschen, demütigen, Hass und Feindschaft schüren. Ein Wort kann aber auch einladen, öffnen, trösten und Frieden stiften“, erklärte die Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Oberin Christine Gleixner, zu Beginn der Veranstaltung. Eingeladen hatten zu dem Studientag der ÖRKÖ, das Österreichische Netzwerk für Frieden und Gewaltfreiheit und die Evangelische Akademie Wien.

Dass Medien immer stärker die Rolle von PR-Agenturen der Politik übernehmen, darauf verwies der Furche-Journalist Otto Friedrich. Das Mediengeschäft – für Friedrich ein „Spiegelbild und Spielball der Politik“ werde bestimmt durch die Schlagworte „Violence sells“ und „Gott Quote“. Dass „alle Bilder lügen“, sei nicht erst im Irak-Krieg evident geworden.

Sprache und Macht

Der Sprachwissenschaftler Rudolf de Cillie ortet „subtile sprachliche Gewaltakte“, etwa um Gerüchte zu verbreiten. Sprache sei oft ein Mittel, um Gewalt vorzubereiten, umzusetzen und zu legitimieren. Gewalt in der Sprache werde auch deutlich in der alltäglichen Formulierung „Ich bring dich um“ genauso wie in der Aufforderung „Red Deutsch“ gegenüber sprachlichen Minderheiten. Mit Sprache könne auch strukturelle Gewalt ausgeübt werden. Sprachliche Verhältnisse seien immer auch Machtverhältnisse.

Das Hinterfragen selbstverständlicher Annahmen, das Dekonstruieren von Stereotypen steht im Zentrum der Arbeit des National Coalition Building Institute (NCBI), berichtete dessen Leiterin, Astrid Winkler. „Wir wollen Menschen ermächtigen, dass sie in ihrem eigenen Umfeld aktiv werden“, so die Soziologin. Es gehe darum, „ein Stück weit auf uns selbst zurückzukommen und uns zu hinterfragen, welche Vorurteile wir verinnerlicht haben“.

Die Sprache Jugendlicher illustrierte Manfred Zentner vom Institut für Jugendkulturforschung. Jung sein beinhalte die Aufgabe, erwachsen zu werden. Dies sei immer schwieriger in einer Gesellschaft, „in der jeder Erwachsene jugendlich sein möchte“. „Was bleibt Jugendlichen an Räumen, um anders zu sein“, fragte Zentner.

ISSN 2222-2464

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