22.05.2015

Fresach: Toleranzerklärung unterzeichnet

Bereits 150 Unterzeichner am Tag der Veröffentlichung

Anlässlich der ersten Europäischen Toleranzgespräche hat der "Denk.Raum.Fresach" (DRF), eine unabhängige Initiative für Toleranz und Integration in Europa, die "Fresacher Erklärung zur Toleranz 2015" veröffentlicht. Darin wird ein neues und aktuelles Verständnis des Toleranzbegriffs definiert. Foto: Fotodienst/Gerhard Kampitsch

Bereits 150 Unterzeichner am Tag der Veröffentlichung

Fresach (epdÖ) – Bundespräsident Heinz Fischer, der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, die Bischöfe Michael Bünker und Alois Schwarz sowie weit über 150 TeilnehmerInnen der Europäischen Toleranzgespräche haben die „Fresacher Erklärung zur Toleranz 2015“ bereits am ersten Tag ihrer Veröffentlichung unterzeichnet. Die Erklärung liegt im Toleranzmuseum des Kärntner Bergdorfs Fresach auf und kann während der Öffnungszeiten den ganzen Sommer über von BesucherInnen unterschrieben werden.

Die Deklaration definiert ein gründlich neues und aktuelles Verständnis des Toleranzbegriffs. Sie wurde vom Präsidenten des Kuratoriums der Europäischen Toleranzgespräche, Hannes Swoboda, am 22. Mai verlesen und verabschiedet. Die Grundsatzerklärung soll am 3. Juni in Brüssel dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, übergeben werden, der ein Förderer des „Denk.Raum.Fresach“ ist und zur Eröffnung der Toleranzgespräche auch eine Videobotschaft übermittelte. Der erste Abschnitt behandelt die Begrifflichkeiten „Toleranz, Meinungsvielfalt und Religionsfreiheit“. Er beginnt mit der Feststellung, dass Toleranz Respekt und Anerkennung bedeute und Frieden schaffe. Toleranz sei die Fähigkeit, sich in die Ideen und Gedanken anderer hineinzuversetzen. Sie werde dort Wirklichkeit, wo die Werte der Gleichheit und Gerechtigkeit umgesetzt werden – in persönlichen Beziehungen ebenso wie auf nationaler, europäischer und globaler Ebene. Toleranz bedinge, dass alle in Europa ausgeübten Religionen zu Europa gehören und die kulturelle Vielfalt bereichern und dass diese Tatsache respektierend anerkannt werde. Sie bedeute mehr als die Duldung zu Zeiten der Toleranzpatente.

Weiters hält die Erklärung fest, dass alle Menschen die Möglichkeit haben müssen, sich innerhalb der von ihnen gewählten Lebensformen in Würde entfalten zu können. Toleranz heiße nicht Gleichgültigkeit und auch nicht, keine Meinung und Überzeugung zu haben. Toleranz erfordere, dass die eigene Überzeugung mit Argumenten begründet und verteidigt sowie die Meinung der Anderen respektiert werde, soweit diese ebenfalls auf dem Fundament der Toleranz fußt. Toleranz müsse Zweifel und Kritik an der eigenen Meinung zulassen und zur Selbstreflexion fähig sein. Toleranz bedeute vor allem Diskussion und Dialog, getragen von Respekt, und sei mit Hass, Diskriminierung und Abwertung der Anderen unvereinbar.

Im zweiten Abschnitt wird das Thema Toleranz und ihr „unverhandelbar hoher Stellenwert“ in Europa behandelt, in dem Menschen unterschiedlicher Religionen, Hautfarben und regionaler Herkunft leben. Die Europäische Union, die gegründet wurde, um Rassismus, Völkerhass und Krieg zu überwinden, dürfe deren universellen Wert nie in Frage stellen. Die EU-Institutionen müssten sich mit Vehemenz gegen alle Tendenzen in den einzelnen Mitgliedstaaten wehren, die Grund- und Freiheitsrechte einschränken. Schließlich bereichern Toleranz und Vielfältigkeit das Leben in Europa und stellen dessen Besonderheit dar.

Im dritten und letzten Abschnitt steht das Verhältnis Europas zur globalen Armut im Mittelpunkt. Hier stellt die Erklärung dezidiert klar, dass Toleranz die Aufnahme von Flüchtlingen bedeute und die Schaffung – vorübergehend oder dauerhaft – von lebenswerten Bedingungen sowie Ausbildung und Arbeit. „Toleranz heißt, das massenhafte Sterben im Mittelmeer nicht länger tatenlos hinzunehmen.“ Toleranz mache ein Ende von Kolonialismus und Neo-Kolonialismus und eine neue Partnerschaft mit den ärmeren Nachbarn unabdingbar. „Europa muss sich aller militärischen Interventionen enthalten, die eine neue Welle der Gewalt und des Terrorismus entfachen. Statt militärischer Interventionen brauchen wir ein glaubwürdiges Engagement gegen Armut und Klimawandel.“

Den Wortlaut der Erklärung finden Sie hier.

ISSN 2222-2464

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