19.12.2021

Freiheit und Verantwortung

Maria Katharina Moser über das Impfen aus Sorge füreinander

"Verantwortung ist die andere Seite der Freiheit. Und die Sorge umeinander, das gegenseitige Schützen, auch der gegenseitige Infektionsschutz durch Impfen ist die Voraussetzung, damit wir frei leben können – als einzelne und als Gesellschaft." Foto: wikimedia/cc by sa 3.0/cactus26

Maria Katharina Moser über das Impfen aus Sorge füreinander

Derzeit bekomme ich viele Zuschriften. Menschen berichten mir von ihren Sorgen bezüglich der Covid-Impfung. „Ich habe Angst vor den Impfnachwirkungen und will das frei entscheiden können“, schreibt S., der es wichtig ist, sich regelmäßig zu testen und Maske zu tragen. C. schreibt, dass er keine Angst vor dem Virus hat, weil er nicht zur Risikogruppe gehört und ein gutes Immunsystem hat. D. ist selbst geimpft, findet aber, eine „Impfpflicht schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Und F. will sich schlicht von der Regierung nichts vorschreiben lassen. Zwei Werte, die viele nennen, sind auch mir ein Herzensanliegen: Freiheit und Grundrechte.

Was mir in meinen Antworten wichtig ist: Wir sehen in den Pflegeheimen der Diakonie, der Hilfs- und Sozialorganisation der Evangelischen Kirchen, dass die Impfung wirkt. Die Lage hat sich durch die Impfung deutlich entspannt, es sind wieder mehr Freiheit und Kontakte für die BewohnerInnen möglich. Natürlich ist noch nicht alles beim Alten. Und es gibt Impfdurchbrüche. Aber das ist kein Vergleich mit der Situation vor einem Jahr, als ungleich mehr BewohnerInnen infiziert waren, sehr schwer krank wurden und einige auch gestorben sind.

Dass jetzt eine Impfpflicht eingeführt wird, ist eine Folge politischer Versäumnisse. Es ist bedauerlich, dass es so weit kommen musste. Damit leben kann ich, weil uns als Kirchen die Sorge um die besonders Vulnerablen in der Gesellschaft aufgetragen ist.

Was ich nicht gut finde, ist die Rede von einer „Pandemie der Ungeimpften“. Statt Schuldzuweisungen sollten wir über die Frage ins Gespräch kommen: Was heißt Freiheit? Wer sind wir als Menschen – und damit als Träger der Freiheits- und Grundrechte?

Der Advent kann dabei helfen. Diese Zeit, in der wir warten auf die Ankunft Gottes in dieser Welt. Der „Herr der Herrlichkeit“ – wie Gott in einem bekannten Adventlied genannt wird – kommt als Kind. Gott ist das Kind im Bauch der Maria und liefert sich in die Hände der Menschen aus. Das göttliche Kind braucht Schutz und Fürsorge. Das erzählt uns auch etwas darüber, was zum Menschsein gehört: Wir Menschen sind aufeinander angewiesen. Das ruft uns in die Verantwortung füreinander. Verantwortung ist die andere Seite der Freiheit. Und die Sorge umeinander, das gegenseitige Schützen, auch der gegenseitige Infektionsschutz durch Impfen ist die Voraussetzung, damit wir frei leben können – als einzelne und als Gesellschaft.

ISSN 2222-2464

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Moser | Coronavirus

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