03.01.2005

Flutkatastrophe: Notfallseelsorge in Schwechat

Überlebende und Angehörige betreut: "Vor allem Zuspruch und Zuhören"

Überlebende und Angehörige betreut: „Vor allem Zuspruch und Zuhören“

Wien (epd Ö) – „Bei unserem Einsatz auf dem Flughafen Wien-Schwechat haben wir die zum Teil schwer traumatisierten Überlebenden der Flutkatastrophe betreut und die Zusammenführung mit den Angehörigen, die sie abholen kamen, begleitet“, sagte Mag. Martin Vogel über den Einsatz der NotfallseelsorgerInnen in Schwechat vom 29. Dezember bis 1. Jänner. Vogel, der zu diesem Zeitpunkt Bereitschaft der Notfallseelsorge (NFS) hatte und damit zum leitenden Notfallseelsorger für diesen Einsatz wurde, gegenüber epd Ö: „Wir haben vor allem diejenigen Angehörigen betreut, die in Ungewissheit über das Schicksal der Vermissten am Flughafen gewartet haben und deren Hoffnung von jedem ankommenden Flugzeug zum nächsten aufs Neue enttäuscht wurde.“ Auch sei es um Abschirmung der Angehörigen von Journalisten gegangen, vor allem aber um „Zuspruch und Zuhören“. Bei ihrem Einsatz in Schwechat seien die NotfallseelsorgerInnen voll eingebettet und integriert gewesen in das multiprofessionelle psychosoziale Team der Akutbetreuung Wien (ABW).

Bischof Sturm: Kompetente Hilfe in Krisensituationen

„Wir haben auf dem Flughafen Schwechat alles gut vorbereitet gefunden“, sagte der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm gegenüber epd Ö. Sturm, der ausgebildeter Notfallseelsorger ist: „Es war bewegend, die ankommenden Menschen und ihre Angehörigen zu sehen.“ Er selbst habe mit einigen gesprochen. Mir ist die Notfallseelsorge schon immer am Herzen gelegen“, so der Bischof. Inzwischen gebe es über 80 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, die eine Ausbildung in der Notfallseelsorge absolvieren. „Ich bin froh darüber, dass wir Menschen in solchen Krisensituationen kompetent helfen können.“

Der evangelische Militärpfarrer Mag. Paul Nitsche (St. Pölten), der sich ebenfalls bereits auf dem Weg nach Schwechat befand, wurde kurzfristig von Vogel wieder zurückbeordert, um sich für den Einsatz in Südostasien im Rahmen eines gemischten „Austrian Rescue Team“ bereitzuhalten. Die Spezialisten sollen dort in den Spitälern in und um Bangkok nach Österreichern suchen und verletzte Touristen für den Rücktransport in die Heimat vorbereiten. Diese Teams bestehen aus Ärzten, Sanitätern, Psychologen und Militärseelsorgern.

Weiterhin Bereitschaft der Notfallseelsorge für Telefonbetreuung

Vorerst ist der Einsatz der Notfallseelsorge am Flughafen abgeschlossen, die Personalreserven der Notfallseelsorge werden aber weiterhin bereitgehalten, weil die Akutbetreuung Wien darum ersucht hat, gegebenenfalls im Rahmen einer geplanten Telefonbetreuung mitzuwirken. Sieben NotfallseelsorgerInnen waren zwischen 29. Dezember und 1. Jänner insgesamt über 60 Stunden bei der Landung von sieben Flugzeugen im Einsatz, einige von ihnen haben auf dem Flughafen übernachtet.

Organisatorisch ist die Notfallseelsorge in Wien eingebunden in die Akutbetreuung Wien als Teil der Magistratsdirektion für Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen, von der sie bei Bedarf alarmiert wird. Die Notfallseelsorge ist ökumenisch strukturiert und arbeitet bundesländerübergreifend. Seit 1. März 2004 ist in Wien ein zwölfköpfiges Team der Evangelischen Notfallseelsorge rund um die Uhr erreichbar für die seelsorgerliche und psychosoziale Betreuung in Krisensituationen.

ISSN 2222-2464

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