Flüchtlinge: Geänderte Wortwahl macht aus Opfern Täter
Moser: „Die Gewalt bricht los – und die Diktion ändert sich"
Moser: „Die Gewalt bricht los – und die Diktion ändert sich“
Wien (epdÖ) – Flüchtling oder Migrant? In der öffentlichen Debatte, aber auch in renommierten Medien werde zunehmend von Migranten gesprochen, schreibt Maria Katharina Moser, wissenschaftliche Referentin des Instituts für öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie in einem Kommentar für die „Wiener Zeitung“ (7. März). „Die Gewalt bricht los – und die Diktion ändert sich. Namhafte Medien und Journalisten sprechen zunehmend nicht mehr von ‚Flüchtlingen‘, sondern von ‚Migranten‘. Wer genau liest und zuhört, wird feststellen, dass es oft weiterhin ‚Flüchtling‘ heißt, wenn darüber geschrieben oder gesprochen wird, dass Menschen einer schwierigen Situation ausgeliefert sind. Wenn sie aber mit Eisenstangen Tore aushebeln, werden sie gern als ‚Migranten‘ bezeichnet“, so Moser, die auch Vikarin in der Evangelischen Pfarrgemeinde Wien-Simmering ist.
Dabei handle es sich bei Flüchtling und Migrant nicht um Synonyme. Bei beiden Begriffen würden unterschiedliche Bedeutungen mitschwingen. So denke man bei Flüchtlingen an schutzsuchende Personen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, während bei Migranten Konnotationen von Masseneinwanderung und Bedrohung des Wohlstands hervorgerufen würden. „Man ändere ein Wort – und Schutzsuchende werden von der Seite der unschuldigen Opfer, die Hilfe brauchen, umgebucht auf die Seite der Täter, die eine Bedrohung darstellen, gegen die man sich wehren darf, ja muss.“
Mit der Rede von der „Überforderung“ in Österreich sei es zu dieser „Täter-Opfer-Umkehr“ gekommen, erklärt Moser. „Österreichs politische Klasse hat sich selbst, das Land und die Bevölkerung als Opfer der Fluchtbewegung inszeniert. Der nächste Schritt ist dann, Flüchtlinge als Täter zu inszenieren. Aus ‚Flüchtlingen‘ werden im öffentlichen Diskurs ‚Migranten‘– ein Spiel mit Worten, das mithilft, den Einsatz von Gewalt gegen Menschen an Europas Grenzen zu legitimieren.“
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ISSN 2222-2464