11.03.2004

Evangelische Stimmen zu „The Passion“

Sturm: Kein Erbarmen im Film und mit dem Zuschauer - Bünker: „The Passion“ fördert Antisemitismus - Karner: Unbiblisch und nichts als Sadismu

Sturm: Kein Erbarmen im Film und mit dem Zuschauer – Bünker: „The Passion“ fördert Antisemitismus – Karner: Unbiblisch und nichts als Sadismu

Wien, (epd Ö) „Der Film kennt kein Erbarmen bei seiner Darstellung des Leidens Jesu, und der Film kennt auch kein Erbarmen mit dem Zuschauer“, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm nach der Vorab-Aufführung von Mel Gibsons „The Passion of the Christ“ am Mittwoch, 10. März in Wien. Der Film überhöhe die Gewalt, so Sturm, gerade an Stellen, „wo ich als Leser des Neuen Testaments bemerke, dass die Evangelien doch sehr behutsam die Gewalt und das Leiden Jesu erzählen“. Wo die Bibel wegschaue, „das schildert Gibson in seinem Film“. Beeindruckt zeigte sich der Bischof über die Endlosigkeit der Gewalt, „und dass keine Hilfe zu sehen ist“. Für den Religionsunterricht hält Sturm den Film für nicht geeignet: „Ich wäre sehr vorsichtig, den Film im Rahmen des Unterrichts zu zeigen.“

„Gibsons Film fördert den Antisemitismus, indem er durchgehend die Juden belastet und Pilatus und damit die römische Besatzungsmacht in Palästina zur Zeit Jesu entlastet“, sagte der lutherische Oberkirchenrat Hon.Prof. Dr. Michael Bünker nach der Aufführung. „The Passion“ biete Gewalt als Lösung von Problemen, „aber Jesus Christus hat die Gewalt überwunden“. Der Umgang mit biblischen Texten im Film sei „äußerst fragwürdig: Es sind Legenden und Mythen eingebaut, die in der Bibel keine Erwähnung finden“. Auch werden wichtige Zitate nicht im Untertitel übersetzt. „Enttäuscht bin ich über den Film nicht zuletzt in handwerklicher Hinsicht“, so der Oberkirchenrat. Gibson arbeite mit „herkömmlichen Horror- und Trash-Movie-Techniken – das finde ich befremdlich.“

„Warum die Passion Jesu geschieht, erfährt der Zuschauer mit keiner Szene“, so der reformierte Landessuperintendent Hofrat Mag. Peter Karner. „Was übrig bleibt, ist nichts als Sadismus, der zeigt, wie ein Mensch zu Tode gequält wird.“ Die Figur des Teufels im Film trage „New Age“-Elemente, und ihr häufiges Erscheinen finde keine biblische Grundlage: „Ich frage mich, was das soll“, so der Landessuperintendent.

Eingeladen hatte die Constantin-Filmverleihgesellschaft zu dieser Vorab-Aufführung von „The Passion of the Christ“ Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften, „um in aller Ruhe den Film vorher zu sehen und sich eine Meinung zu bilden“, wie ein Vertreter zu Beginn der Vorstellung sagte.

Filmstart in Österreich ist der 18. März. In den USA bricht der Film alle Zuschauerrekorde, für Österreich erwartet Constantin-Film an die 500.000 Zuschauer.

ISSN 2222-2464

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