01.10.2008

Evangelische Kirche eröffnet „Weg des Buches“

Umfangreiches Programm am Wochenende in der Dachstein-Region - Bünker: Weg zum Nachdenken

Umfangreiches Programm am Wochenende in der Dachstein-Region – Bünker: Weg zum Nachdenken

Ramsau/Wien (epd Ö) – Ein neuer Themenwanderweg, der nicht nur den Körper stärkt, sondern auch dem Geist Kraft verleiht, ist „Der Weg des Buches“. Mit einem Fest und zwei Buchpräsentationen am 4. Oktober 2008 in Ramsau-Ort wird der Pilger-, Rad- und Wanderweg von Passau nach Kärnten feierlich eröffnet. Entstanden ist der Weitwanderweg auf Initiative der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich und von respect – Institut für integrativen Tourismus und Entwicklung.

Auf 29 Tagesetappen folgen die Wanderer den Pfaden, auf denen Schmuggler Bibeln, Gesangsbücher und Andachtsbücher von Bayern nach Österreich brachten. Begleitet wird die Tour von einem Wanderführer, der ebenfalls den Titel „Weg des Buches“ trägt und zahlreiche Informationen über Wanderrouten, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Ein weiteres Werk – mit historischem Schwerpunkt – liefert Hintergrundinformationen zur evangelischen Geschichte der Regionen, durch die der Weg des Buches führt. Dieses „Buch zum Weg“ beschreibt anhand der am Weg liegenden Erinnerungsorte und Gedächtnisstätten das Schicksal der Protestanten sowie den Umgang mit dem Protestantismus in seinen Blütezeiten und zur Zeit der Verfolgungen (beide im Verlag Edition Tandem erschienen).

Das Festprogramm zur Eröffnung des Weges am 4. Oktober sieht unter anderem einen Festgottesdienst mit dem lutherischen Bischof Michael Bünker in der evangelischen Kirche in Ramsau vor. Auf dem Programm steht auch ein Besuch des „Wieserbauern“ zur Präsentation der dort erhaltenen und von Generation zu Generation weitergegebenen Bibel aus der Zeit des Geheimprotestantismus, denn noch heute sind einige Bücher aus der Zeit der Bibelschmuggler erhalten. Eine Auswahl davon wird im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten präsentiert.

„Es ist ein Weg zum Nachdenken, zum Pilgern“, erklärt der Bischof im Gespräch mit epd Ö. Die Geschichte der Evangelischen in Österreich sei auch eine Geschichte der verbotenen Bücher. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Toleranzpatent von Joseph II. 1781 gibt es diesen Strom der Untergrundliteratur, von den Druckereien in Württemberg oder in Franken ins Land gebracht, in Fässern versteckt, oder auf dem Rücken, auf der Kraxen getragen, von professionellen Kleinhändlern und Schmugglern, von Markt zu Markt, von Hof zu Hof. Gleichzeitig die ständigen Versuche der Obrigkeit, die Bücher aufzuspüren und zu vernichten. „Wer lesen konnte, war automatisch der Ketzerei verdächtig“, so Bünker. Letztlich war es „dieser Strom der Bücher, der die evangelische Frömmigkeit in Österreich am Leben erhielt“.

Der „Weg des Buches“ startet als Radweg in Passau und führt in fünf Tagesetappen bis nach Ebensee. Ab dort beginnt der Bibelschmuggel-Wanderweg auf dem Soleweg über Bad Goisern, an alten Höhlentreffpunkten der Geheimprotestanten vorbei, bis nach Hallstatt und Gosau, dann auf dem Bibelsteig über den Steiglpass nach Ramsau am Dachstein und weiter nach Schladming. Die weiteren Haltepunkte sind u.a. Tamsweg, Ramingstein, Bad Bleiberg bis zum Wegende in Arnoldstein.

ISSN 2222-2464

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