28.05.2008

Evangelische feierten Gustav-Adolf-Feste

Vielfältiges Angebot evangelischer Spiritualität bei den Kirchentagen der Diözesen

Vielfältiges Angebot evangelischer Spiritualität bei den Kirchentagen der Diözesen

Wien/Naßwald/Rust/Vöcklabruck/Klagenfurt/Gröbming/Reutte (epd Ö) – Eine bunte Palette evangelischen Lebens boten die Gustav-Adolf-Feste der lutherischen Diözesen, die als regionale Kirchentage bundesweit am 22. Mai gefeiert wurden.

Unter dem Motto „Gemeinsam leben – voneinander lernen“ feierten die Wiener ihr Fest im Wiener Evangelischen Gymnasium. „Feste sind auf unserem Glaubensweg so etwas wie eine Tankstelle für das Auto“, sagte o.Univ.-Prof. Dr.Dr.h.c. Gottfried Adam in seiner Festpredigt. Das Rasten und das Innehalten dienten der Stärkung. Dies gelte auch in dem, „was unser Glaube uns bedeutet, denn gemeinsames Leben braucht eine tragfähige Basis“. Die Direktorin des Gymnasiums, Mag. Elisabeth Sinn, bedankte sich „für das Wagnis, das die Evangelische Kirche eingegangen ist, indem sie diese Schule realisiert hat“. Das Motto des Festes sei auch ein Leitmotiv der Schule.

„Die Begegnung mit Gott verändert Menschen, weil Gottes Wesen seelsorgerlich ist“, betonte Superintendent Mag. Paul Weiland beim niederösterreichischen Gustav-Adolf-Fest in Naßwald. Das Thema „Gott kommt in einem leisen Wehen“ wurde im Familienfestgottesdienst mit Pfarrerin Mag. Ulrike Wolf-Nindler, dem Pantomimen Jean-Jacques Pascal und Dipl. Päd. Eva Tiefenbacher verbal, pantomimisch und durch das Zusammenstellen von Klangkörpern durch die 500 TeilnehmerInnen vertieft.

In der Bibelarbeit zum Thema betonte Bischof Dr. Michael Bünker, dass sich die Gottesbegegnung aus der Stille heraus ereigne, jenseits der eigenen Gottesvorstellungen und -bilder. Zentral sei das Hören auf das Wort Gottes. „Der Mensch ist der Angesprochene des ansprechenden Gottes“, sagte der Bischof. Dabei gelte: „Gott ist immer vorübergehend, ein Gott der Passage. Er lässt sich nicht festhalten. In Zeiten des Fundamentalismus bricht Gott selbst vorgefasste Meinungen auf und erweitert Weltsicht.“

Ehrenvolle Auszeichnung

Im Rahmen eines umfangreichen Festprogramms führte die Laienschauspielgruppe Naßwald das Stück „Aus dem Leben des Raxkönigs“ auf. Synodenpräsident Dr. Peter Krömer überreichte in einem Festakt das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Evangelische Kirche an Josef und Stefan Hajzan, die Pächter des „Wirtshauses zum Raxkönig“. Auch Gäste aus Deutschland, Tschechien und Ungarn nahmen an dem Fest teil.

„Der Weg der Störche“, unter diesem Motto feierte man in Rust. Beim Gottesdienst äußerte die Kamerunerin Teclaire Ngo-Tam „Gedanken zum Aufbrechen und Ankommen“: „Eine wachsende Zahl AfrikanerInnen flieht vor kriegerischer Gewalt und wirtschaftlicher Not. Die EU barrikadiert ihre Außengrenzen. Die Fluchtrouten werden dadurch gefährlicher. Tausende finden den Tod. Ähnlich wie bei den Störchen, wo die Flugroute gefährlicher wird, mit tödlichen Kollisionen, Stromschlägen, Jägern, Dürren, Vergiftungen. Mir sagte meine Mutter vor meiner Abreise: „Kind, denk nicht an mich, sondern an deine Zukunft. Sollte ich in deiner Abwesenheit sterben, Gott begleitet dich, pfleg die Liebe zu deinen Geschwistern, finde den Weg zu jeder Christengemeinde in deiner Nähe. Die wird deine Familie sein.“ Bischof Bünker ergänzte: „Das Irdische allein erfüllt Menschen nicht, Christus verbindet Himmel und Erde.“ Das Fest bot vom maßstabgerecht nachgebauten „Weg der Störche“, einem Film über die Reise der Zugvögel und einer Schifffahrt auf dem Neusiedlersee auch einen Besuch im Weinkeller sowie viele andere „Erlebnisorte“ und Blicke über den Tellerrand der eigenen Kirche, wie „Brotbacken in Rust und Syrien“ und Gegenstände und Bilder aus dem Alltag der Presbyterianischen Kirche in Ghana.

Historische Begegnung

„Miteinander unterwegs“ war das Thema des oberösterreichischen Festes, zu dem in Vöcklabruck ca. 600 Gäste begrüßt werden konnten. Den Festgottesdienst hielten Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner und Pfarrer Mag. Martin Hofstätter in der evangelischen Friedenskirche. In ihrer Predigt sagte Reiner: „Glauben ist ein Wagnis. Sich der unsichtbaren Gegenwart Gottes anzuvertrauen, in der Verhüllung, in der Wolke, im Fremden den zu erkennen, der segnend, bewahrend und leitend an unserer Seite geht, das ist jedes Mal ein Glaubensschritt. Es braucht dazu besondere Augen, Augen des Herzens.“

Gleichzeitig fand im Saal der Arbeiterkammer ein „Anderer Gottesdienst“ mit Mag. Gernot Sautner und einem MitarbeiterInnenteam statt. Anschließend kam es zu einer historischen Begegnung mit der Fronleichnamsprozession, bei der der römisch-katholische Stadtpfarrer Dr. Franz Leitner und Superintendent i.R. Mag. Hansjörg Eichmeyer ihrer Freude Ausdruck verliehen, dass Fronleichnam die beiden Konfessionen nicht mehr trennt, sondern dass in geschwisterlichem Geist gefeiert werden kann. Das reichhaltige Programm wurde von Superintendent Dr. Gerold Lehner mit einer Andacht und dem Reisesegen beendet.

Diakonie als wesentlicher Bestandteil evangelischen Glaubens wurde deutlich beim Kärntner Gustav-Adolf-Fest, das am 21. und 22. Mai von den Evangelischen Pfarrgemeinden A.u.H.B. Christuskirche und Johanneskirche Klagenfurt sowie von der Diakonie Kärnten veranstaltet wurde. Motto des Festes war „Wir sind so frei“, im Zentrum stand die Jugend.

Im Vorprogramm gestalteten Jugendgruppen mehrere Stationen, im Klagenfurter Burghof boten Rolf Holub und Dietmar Pickl eine Lesung und ein Kabarett. Ein ökumenischer Gottesdienst im Dom beendete das Tagesprogramm. Das „Hauptfest“ am Donnerstag begann mit einem Festgottesdienst im Rektorat der Diakonie Kärnten in Harbach, den Rektor Pfarrer Mag. Hubert Stotter und andere Klagenfurter PfarrerInnen hielten. Unter den Ehrengästen waren Landeshauptmann Dr. Jörg Haider und Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Gaby Schaunig. Rund 600 jüngere und ältere TeilnehmerInnen feierten mit.

Superintendentin Müller: „In allem steckt eine Chance“

„Der entscheidende Faktor ist Gott selber.“ Das erklärte der Rektor des Werkes für Evangelisation und Gemeindeaufbau, Mag. Fritz Neubacher, in seiner Predigt im Festgottesdienst des steirischen Gustav-Adolf-Festes in Gröbming. Bei dem Fest mit dem Thema „Wachsende Kirche werden“ betonte Neubacher: „Gott sorgt – neben und in allen unseren Bemühungen – dafür, dass seine Lieblingspflanze, die Gemeinde, wachsen und blühen kann. Wir dürfen schauen und hoffen und staunen und bekennen: Hier ist Gottes Kraft am Werk!“ Ein Konzert bot der evangelische Kirchenchor Gröbming, und im Heimatmuseum war die Ausstellung „Geschichte der Evangelischen im Raum Gröbming“ zu sehen.

Verbunden mit der Feier des 50-jährigen Jubiläums der Evangelischen Pfarrgemeinde Reutte war das Gustav-Adolf-Fest der Diözese Salzburg und Tirol. Im Festgottesdienst in der Dreieinigkeitskirche in Reutte sagte Superintendentin Mag. Luise Müller: „Der Glaube tut gut daran, sich in jeder Lebenslage an Gott zurückzubinden. Denn auch in allem, was uns an Bösem widerfährt, aber auch in allem, was wir mitverursachen, steckt nicht nur die Möglichkeit zu verzweifeln, sondern immer auch die Möglichkeit einer Veränderung zum Guten.“

Besichtigt werden konnte das Burgmuseum „Ehrenberg“, dabei wurde auch ein Film zum Thema „Ehrenberg und die Evangelischen“ gezeigt. Der neue evangelische Jugendreferent Oliver Binder aus Innsbruck gestaltete ein Programm für die Kinder und Jugendlichen.

ISSN 2222-2464

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