27.03.2022

Evangelische Diözese Steiermark feierte 75-jähriges Bestehen

Superintendent Rehner: „Evangelische Kirche wie Fläschchen Kernöl auf festlicher Tafel“

„Eine Kirche der steten inneren Erneuerung braucht auch eine äußere Reform“, betonte Superintendentialkurator Michael Axmann. Foto: Evang. Diözese Steiermark

Superintendent Rehner: „Evangelische Kirche wie Fläschchen Kernöl auf festlicher Tafel“

Gröbming/Graz (epdÖ) – Mit einer Festversammlung in Gröbming hat die evangelische Diözese Steiermark am Samstag, 26. März, die Feierlichkeiten zu ihrem 75-jährigen Bestehen eröffnet. Die Feier erinnerte an die erste Sitzung der demokratisch gewählten Superintendentialversammlung, die fast auf den Tag genau vor 75 Jahren in Leoben stattgefunden hatte. In Zukunft müsse man sich auf das Wesentliche konzentrieren, so Superintendent Wolfgang Rehner, die Unterschiedlichkeit als Reichtum sehen und die Chancen der Diaspora entdecken, berichtet die Diözese in einer Aussendung: „Ich stelle mir vor, dass die Evangelische Kirche in 25 Jahren für die Steiermark unverzichtbar ist. Sie sollte eine ähnliche Bedeutung haben, wie ein Fläschchen Kernöl auf einer festlichen Tafel: Es braucht nicht viel davon, und macht das Ganze doch zu etwas Besonderem. Im Jahr 2047 werden wir nicht viele sein. Aber ich hoffe, dass unsere Botschaft deutlich ist: Versöhnung aus der Kraft Gottes. Unser Glaube hat eine verbindende Kraft, die gut ist für alle.“

In seiner Festpredigt hatte Rehner die Geschichte der Diözese in drei Schritten umrissen: Die ersten 25 Jahre nach der Gründung der Diözese seien von wirtschaftlichem Aufschwung und Wachstum geprägt gewesen. Das hatte Gemeindegründungen und eine rege Bautätigkeit (19 Kirchen, 2 Kapellen, 13 Pfarrhäuser) zur Folge. Die Gleichberechtigung von Frauen sei gefordert worden. In den nächsten 25 Jahren habe sich schließlich eine große Bandbreite an kirchlichen Werken und Vereinen gebildet. Frauen seien in der Kirche gleichgestellt worden und Ende der 90er Jahre sei es „eine Selbstverständlichkeit“ gewesen, Frauen in alle Funktionen zu wählen. Gleichzeitig habe die Ökumene eine Blütezeit erfahren, etwa mit der Europäischen Ökumenischen Versammlung 1997 in Graz. Die letzten 25 Jahre seien Jahre des Wandels gewesen. Die Flüchtlingskrise habe Bewegung in viele Gemeinden gebracht. „Vom Gegeneinander über das Nebeneinander zum Miteinander“ – wie auf einem 2017 verlegten Gedenkstein im Grazer Landhaushof zu lesen ist – fasse das Reformationsjubiläum gut zusammen, so Rehner.

Axmann: „Kirche der steten inneren Erneuerung braucht auch eine äußere Reform“

Bei der Eröffnungsrede von Superintendentialkurator Michael Axmann stand vor allem die Kirche der Zukunft im Vordergrund. „Eine Kirche der steten inneren Erneuerung braucht auch eine äußere Reform“, so Axmann: „Innerkirchliche Reformen dürfen nicht zum Rückzug auf die Kerngemeinde führen, sondern sollten dazu führen, mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu erhalten.“ Dazu benötige man eine mediengerechte Sprache sowie mediengerechtere Formate, um besser wahrgenommen zu genommen. Digitale Formate seien in der Zeit der Pandemie schon sehr gut angenommen worden, hier sei man auf einem guten Weg. Ein wichtiges Ziel wäre auch eine stärkere Fokussierung auf die Bedürfnisse der Mitglieder, so Axmann und weiter: „Wir brauchen vom Evangelium her relevante Antworten auf die sich rasant verändernden gesellschaftlichen Herausforderungen und die damit verbundene enorme Verunsicherung der Menschen.“

Die Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend Steiermark diskutierten am Vormittag neue Versionen von Kirche. Den Einstiegsimpuls gestaltete die Pfarrerin der Evangelischen Jugend Österreich, Bettina Növer. Für die musikalische Gestaltung sorgten der Bläserchor der Grazer Heilandskirche unter der Leitung von Diözesankantor Thomas Wrenger und der Gröbminger Kirchenchor unter der Leitung von Therese Schnedl.

Der Einladung der Diözese waren auch Repräsentanten und Repräsentantinnen des öffentlichen Lebens in der Steiermark gefolgt, darunter, Pfarrer Andreas Lechner und Pater Andreas Scheuchenpflug (Römisch-katholische Kirche), der Abgeordnete zum steirischen Landtag Steiermark Albert Royer, sowie der Bürgermeister von Gröbming, Thomas Reingruber. Von evangelischer Seite wohnten Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, Superintendent a.D. Ernst Christian Gerhold und Superintendentialkuratorin a.D. Evi Lintner als Ehrengäste der Festsitzung bei.

Der Evangelischen Kirche A.B. in der Steiermark gehören rund 35.000 Menschen an. In 35 Pfarrgemeinden sind aktuell 26 Pfarrerinnen und Pfarrer tätig.

ISSN 2222-2464

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