12.12.2007

Evangelisch-lutherischer Bischof Sturm feierlich verabschiedet

Empfang in der Nationalbibliothek - Schmied: Sturm hat Bild dieser Kirche maßgeblich mitbestimmt - Krätzl: Ökumene des Vertrauens gewachsen

Abschied von Herwig Sturm als Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche. Weihbischof Helmut Krätzl dankt dem scheidenden Bischof für sein Engagement in der Ökumene.

Empfang in der Nationalbibliothek – Schmied: Sturm hat Bild dieser Kirche maßgeblich mitbestimmt – Krätzl: Ökumene des Vertrauens gewachsen

Wien (epd Ö) – Mit einem feierlichen Gottesdienst in der lutherischen Stadtkirche und einem Empfang in der Nationalbibliothek ist am Sonntag, 9. Dezember, der evangelisch-lutherische Bischof Herwig Sturm verabschiedet worden. Sturm tritt mit Ende des Jahres nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand. Sein Nachfolger im Bischofsamt ist Michael Bünker.

An dem Empfang haben zahlreiche RepräsentantInnen aus den Arbeitsbereichen der Evangelischen Kirchen, der Ökumene und des politischen Lebens teilgenommen, darunter etwa Vizekanzler Wilhelm Molterer, Bundesministerin Claudia Schmied, Weihbischof Helmut Krätzl, Metropolit Michael Staikos, Oberin Christine Gleixner und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh.

Die zuständige Kultusministerin Claudia Schmied dankte namens der Republik Österreich der Evangelischen Kirche für ihre „besondere Sensibilität für Minderheiten“. Bischof Sturm habe das Bild seiner Kirche „maßgeblich geprägt“. Konkret erwähnte sie Sturms Engagement in der Asylpolitik und im Prozess „Wirtschaft im Dienst des Lebens“. Weihbischof Helmut Krätzl verlas einen Brief des Wiener Kardinals Christoph Schönborn, der Sturm für die „gute Zeit der Gemeinsamkeit“ dankte. Sturm sei es gelungen, die Wahrnehmung seiner Kirche im In- und Ausland „eindrucksvoll zu vergrößern“, meinte Krätzl weiter. Beispiel dafür sei nicht zuletzt der neue Wiener Sitz der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Der Weihbischof würdigte Sturms „unermüdlichen Einsatz für die Ökumene“, durch ihn sei eine „Ökumene des Vertrauens gewachsen“. Sturm sei immer für eine „umfassende Ökumene“ eingetreten. Im Verhältnis zur Römisch-katholischen Kirche habe Sturm „das Trennende nie verschwiegen, aber das Gemeinsame deutlich hervorgehoben“. Am meisten nahe gegangen sei ihm die „schmerzliche Trennung der Kirchen beim Abendmahl“.

Krömer: Geistliche Persönlichkeit

„Ein Bischof kann die Kirche mit anderen nur dann gemeinsam leiten, wenn er eine geistliche Persönlichkeit ist. Du, lieber Herwig, bist eine solche Persönlichkeit“, sagte der Präsident der Generalsynode und Synode A.B., Peter Krömer in seiner Laudatio. Der Synodenpräsident dankte dem scheidenden Bischof, dass er vor 12 Jahren das schwierige Amt übernommen habe. Gleichzeitig verwies Krömer auf Martin Luther, der gesagt habe: „Nur der Herr allein ist Bischof“ und betonte: „Nur der Herr allein kann die Kirche leiten.“ Als wichtigste Ereignisse in der Evangelischen Kirche A.B. während der Amtszeit Sturms nannte Krömer unter anderem die Einbeziehung der geistlichen AmtsträgerInnen in das ASVG, die Umstrukturierung der Kirchenleitung, die Einleitung des Organisationsentwicklungsprogramms „Offen Evangelisch“ sowie die Einführung des kinderoffenen Abendmahls. Zum Zeichen des Dankes überreichte Krömer dem Bischof ein Keramikkreuz eines St. Pöltener Künstlers.

Von einem „diakonischen Profil“ Herwig Sturms sprach der Präsident der Diakonie Österreich, Roland Siegrist, der die Grüße der Werke der Kirche überbrachte. Siegrist erinnerte an das Sozialwort der Kirchen in Österreich, das Sturm stark gefördert habe. Ebenso habe Sturm die Zusammenarbeit der lutherischen, der reformierten und der evangelisch-methodistischen Kirchen ermöglicht. Der Diakoniepräsident, selbst Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche, hob hervor, Sturm sei sich darüber im Klaren gewesen, dass eine Kirche, die um ihre Identität weiß, auch leichter im Dialog mit ihren Schwesterkirchen stehe. Siegrist dankte auch Bischof Sturms Ehefrau Gertrude, dass sie das diakonische Engagement ihres Gatten mitgetragen habe. Insbesondere sei sie selbst am Aufbau des Laura-Gatner-Flüchtlingshauses in Hirtenberg maßgeblich beteiligt gewesen.

Protestantismus und Literatur

Gezeigt wurde bei dem Empfang auch eine Powerpoint-Präsentation, die auf Sturms Amtszeit zurückblickte und ihn als Vertreter der Kirche nach innen und außen, aber auch als Seelsorger und „Mann der Ökumene“ zeigte. Dem scheidenden Bischof ist auch das Buch „Protestantismus & Literatur“ gewidmet, das die Herausgeber – Oberkirchenrat Michael Bünker und Ministerialrat Karl Schwarz – der Öffentlichkeit präsentierten. 34 Autorinnen und Autoren untersuchen darin auf 750 Seiten den österreichischen Protestantismus im Kontext der Literatur. Erschienen ist das Buch im Evangelischen Presseverband. Die Superintendentin und die Superintendenten dankten dem Bischof, der, so Superintendentin Luise Müller, mit seiner „starken natürlichen Autorität“ auch in schwierigen Situationen ausgleichend gewirkt habe. Im Namen seiner Amtskollegin und seiner Amtskollegen überreichte Manfred Sauer dem Bischof ein Bild des Kärntner Künstlers Valentin Oman.

Sturm rief in seinen Dankesworten dazu auf, die „geschichtsträchtige Stunde eines wachsenden und zusammenwachsenden Europas“ wahrzunehmen. Dass es kein Abschied von der Person Herwig Sturm ist – so wurde Sturm etwa im November für weitere zwei Jahre als Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich bestätigt -, betonte Landeskurator Horst Lattinger, der gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Gerhild Herrgesell durch das Programm führte. Den musikalischen Rahmen gestalteten der Chor des Club Carinthia und die „Vienna Police Brass“. Die Bläser, so Lattinger, bringen zum Klingen, dass Herwig Sturm in seiner Amtszeit die Sonderseelsorge, wie etwa auch die Polizeiseelsorge, besonders entwickelt habe.

ISSN 2222-2464

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