02.06.2009

Evangelisch-lutherische Synode diskutierte Stellungnahmen zum Naßwalder Modell

Bünker: "Kirche im Aufbruch" - Grundtendenz der Kirchenreform: Stärkung der Pfarrgemeinden und "schlanke" Kirchenleitung

Bünker: „Kirche im Aufbruch“ – Grundtendenz der Kirchenreform: Stärkung der Pfarrgemeinden und „schlanke“ Kirchenleitung

Wien (epd Ö) – „In dieser Synode wird nicht das vor zwei Jahren vorgelegte Handbuch ‚Naßwalder Modell‘ diskutiert, vielmehr geht es um die Stellungnahmen der Gemeinden, die im Rahmen des Diskussionsprozesses über das Naßwalder Modell abgegeben wurden. Die grundsätzlichen Vorschläge des Naßwalder Modells wurden in den Stellungnahmen mehrheitlich abgelehnt.“ Das erklärte der Präsident der Synode A.B., Rechtsanwalt Peter Krömer, vor der evangelisch-lutherischen Synode, die zu einer außerordentlichen Session am 1. und 2. Juni im Evangelischen Gymnasium in Wien-Simmering zusammengetreten ist. Ziel der Synodensitzung sei es, so Krömer, die zahlreichen vom Synodalausschuss auf Grund der nahezu 200 Stellungnahmen vorgelegten Anträge zu diskutieren und an die jeweils einschlägigen Synodenausschüsse zur Weiterbearbeitung zu verweisen.

Gegenüber epd Ö sagte Bischof Michael Bünker, die Stellungnahmen aus den verschiedensten Bereichen der Evangelischen Kirche A.B. zeigten eine „Kirche im Aufbruch“. Grundtendenz sei die Stärkung der Strukturen in den Pfarrgemeinden und eine „schlanke“ Kirchenleitung.

Ehrenamtliche arbeiten professionell

Ausgewertet hat die Stellungnahmen die Kirchenentwicklungsgruppe zum Diskussionsprozess über das Naßwalder Modell. Im seinem Abschlussbericht vor der Synode nannte der Sprecher der Kirchenentwicklungsgruppe, Superintendent Hermann Miklas, Einzeltendenzen der Stellungnahmen, darunter die Stärkung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und eine weitere Professionalisierung der Hauptamtlichen, insbesondere in den Bereichen Verkündigung, Unterricht, Seelsorge und MitarbeiterInnenführung. Darüber hinaus sei auch für eine Vereinfachung des Wahlverfahrens für kirchliche Gremien plädiert worden sowie für ein verstärktes Denken in Regionen.

In der Debatte um den Themenkomplex der weltlichen MitarbeiterInnen und die Professionalisierung der Ehrenamtlichen sagte Landeskurator Horst Lattinger: „Bei den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen befinden wir uns in dem Spagat zwischen einer Entlastung einerseits und dem Gefühl, dass sie sich bevormundet fühlen.“ Eine angestrebte Professionalisierung bedeute „auf keinen Fall, dass wir Ehrenamtliche nicht schon professionell arbeiten“, so Lattinger.

Kirchenaufbau: Betonung der mittleren Ebene

In der Frage des Kirchenaufbaus trat Miklas für eine Stärkung der mittleren Ebene der Superintendenturen ein als diözesane Ansprechstellen „für Anliegen, die kirchenleitende oder übergeordnete Verwaltungsinstanzen erfordern“. Dagegen sei die Kirchenleitung für die Koordinierung der gesamtösterreichischen Belange der Kirche zuständig. Insgesamt gehe es, so Miklas, um die „Zuwendung der Kirche nach außen, zu den Menschen unserer Zeit mit ihren spirituellen Bedürfnissen“.

An den Rechts- und Verfassungsausschuss sowie an die Finanzkommission verwiesen wurde auch ein auf Grund vieler Stellungnahmen erarbeiteter Antrag des Synodalausschusses, neben der Rechnungsprüfung in den Gemeinden eine professionelle externe Rechnungsprüfung „ab einer bestimmten Größenordnung“ der Gemeinde verpflichtend zu machen. Erfolgen soll auch ein „effizientes Controlling“ durch die Superintendentur durch Intensivierung der Visitationen.

Zur Frage der Leitungsstruktur der Evangelischen Kirche in Österreich, insbesondere des Verhältnisses zwischen der kirchenleitenden und der diözesanen Ebene, setzte die Synode nach längerer Diskussion eine zehnköpfige Kommission ein, die sich mit den eingegangenen Stellungnahmen und dem Abschlussbericht der Kirchenentwicklungsgruppe zu diesem Themenbereich befassen und der Synode Vorschläge unterbreiten soll. Im Abschlussbericht war eine dreizehnköpfige Kirchenleitung vorgeschlagen worden, die aus dem Bischof/der Bischöfin, dem Landeskurator/der Landeskuratorin, sieben DiözesanvertreterInnen sowie aus vier von der Synode gewählten hauptamtlichen OberkirchenrätInnen besteht und einmal im Monat tagt.

ISSN 2222-2464

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