12.01.2025

Ein Nein sei ein Nein

Julia Schnizlein über ehrliche und verlässliche Rede

Für Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit ist es wichtig, klar „Ja“ oder auch „Nein“ zu sagen. (Depositphotos/little_prince)

Julia Schnizlein über ehrliche und verlässliche Rede

Manchen Menschen fällt es schwer, „Nein“ zu sagen. Sie sagen „Ja“, wenn jemand um einen Gefallen bittet, für den sie weder Zeit noch Lust haben. Sie sagen „Ja“, wenn jemand Hilfe braucht, obwohl sie selbst völlig ausgelaugt sind. Sie sagen „Ja“ zu einem Termin, obwohl sie wissen, dass sie anderweitig verplant sind. Vielen fällt das „Nein“-Sagen schwer und doch klagen sie, dass ihnen alles zu viel wird.

„Euer Wort soll ein eindeutiges Ja sein oder ein eindeutiges Nein. Was darüber hinausgeht, das ist vom Übel“, lesen wir im Matthäus-Evangelium. Und wie so oft, hat die Bibel recht!

Wer Ja sagt und Nein meint, dem kann es auf Dauer nicht gut gehen – und auch seinen Mitmenschen nicht. Wer Dinge nur halbherzig machen kann oder sich kaputt macht, weil sämtliche Ressourcen aufgebraucht sind, ist keine Hilfe. Wer Ja sagt und Nein meint, verspielt seine Glaubwürdigkeit. Ein Ja soll ein Ja sein!

Und das gilt natürlich auch für das „Nein“. Erst in der vergangenen Woche hat die heimische Politik vorgemacht, wie aus einem klaren „Nein“ im Wahlkampf ein „Naja, dann eben doch“ in der Realpolitik wurde. In den USA wird in wenigen Tagen der Meister der sogenannten Fake News, Donald Trump, wieder zum Präsidenten angelobt. Tausende Falschaussagen, irreführenden Behauptungen und Lügen wurden Trump in seiner ersten Amtszeit nachgewiesen, und trotzdem wurde er wieder gewählt.

Vielleicht weil sich die Menschen daran gewöhnt haben, dass heute dies und morgen das gesagt wird. Diese Entwertung der Worte geht einher mit einem generellen Misstrauen und einem wachsenden Desinteresse: Ich muss gar nicht zuhören, denn was gesagt wird ist morgen ohnehin hinfällig. Und das ist eine fatale Entwicklung, denn nichts untergräbt eine Gemeinschaft von Menschen mehr, als wenn Worte folgenlos bleiben für den, der spricht und die, die angesprochen werden.

Jesu Worte sind daher so aktuell und wichtig wie eh und je: Er fordert uns auf, klar und wahrhaftig zu kommunizieren. Er fordert uns auf, dem wachsenden Vertrauensverlust Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit entgegenzusetzen – in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit. Unsere Rede sei ehrlich, unser Wort sei verlässlich. Was darüber hinausgeht, zerstört Vertrauen und öffnet die Tür für Misstrauen und Spaltung.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Politik | Schnizlein | Jesus

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