09.09.2021

Ein Jahr nach Moria-Brand: NGOs fordern Evakuierung griechischer Flüchtlingslager

Offener Brief an Bundesregierung, Mahnwache am Ballhausplatz

Bei der Mahnwache (v.l.): Laura Leyser (Ärzte ohne Grenzen), Daniela Pamminger (Caritas), Cornelius Obonya (Courage), Christoph Riedl (Diakonie). Foto: Diakonie

Offener Brief an Bundesregierung, Mahnwache am Ballhausplatz

Wien (epdÖ) – In einem offenen Brief haben mehrere NGOs und zivilgesellschaftliche Initiativen die österreichische Bundesregierung dazu aufgefordert, sich für die Evakuierung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln einzusetzen. Bei einer Mahnwache am Donnerstag, 9. September, am Wiener Ballhausplatz verliehen Diakonie, Caritas, Ärzte ohne Grenzen und die Initiative „Courage. Mut zur Menschlichkeit“ ihrem Anliegen Nachdruck. Vor genau einem Jahr hatte ein Brand das Lager Moria auf Lesbos zerstört. Verbessert habe sich an der Situation in den griechischen Camps kaum etwas, so die NGOs.

„Die Flammen in Moria mögen erloschen sein – doch das Leid in den griechischen Elendslagern lodert weiter“, warnte Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich, im Rahmen der Mahnwache. „Die Notlage auf den griechischen Inseln hält bereits seit fünf Jahren an. Die Lebensumstände sind akut gesundheitsgefährdend.“ Von den 1.369 Menschen, die ihre Organisation 2019 und 2020 auf Chios, Lesbos und Samos psychologisch betreuen mussten, hätten 180 Selbstverletzungen oder Suizidversuche unternommen. Zwei Drittel davon seien Kinder – das jüngste erst sechs Jahre alt. Als Hauptgrund würden die Betroffenen ihre Lebensumstände und die ständige Angst, in der sie lebten, angeben.

„Es gibt keinen Grund, warum schutzsuchende Menschen in Griechenland anders untergebracht werden sollten, als in Österreich oder Deutschland“, so Christoph Riedl, Diakonie-Experte für Asyl und Menschenrechte. „Es ist das gleiche Recht, das in der gesamten europäischen Union gilt. Dieses Recht wird in Griechenland täglich gebrochen.“

„Es muss um beides gehen: Um wirksame Hilfe vor Ort und die Evakuierung von Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind“, betont Daniela Pamminger, Leiterin Katastrophenhilfe der Caritas Österreich. Auf europäischer Ebene sei dringend eine „nachhaltige und menschenrechtskonforme“ Ausgestaltung der Asyl- und Migrationspolitik gefordert.

„In Österreich gibt es eine überwältigende Solidarität mit Geflüchteten und eine große Hilfsbereitschaft. Wir wollen wirklich helfen! Wir lassen die Menschenwürde nicht in den Flammen von Moria verbrennen“, richtete Cornelius Obonya, Schauspieler und Vertreter der Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“, seinen Appell in Richtung der Regierung.

Den offenen Brief der Organisationen finden Sie hier: www.aerzte-ohne-grenzen.at

ISSN 2222-2464

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