13.12.2006

Dorothea Mernyi: Die leeren Seiten eines Tagebuches

Presseverband und Frauenarbeit Wien präsentierten ersten Roman über das Leben von Pfarrfrauen

Presseverband und Frauenarbeit Wien präsentierten ersten Roman über das Leben von Pfarrfrauen

Wien (epd Ö) – „Ich will mit diesem Buch Licht ins Dunkel bringen, auch wenn vielleicht mancher daran Anstoß nimmt“, sagt Dorothea Mernyi. Am Samstag, 9. Dezember, präsentierten der Evangelische Presseverband und die Evangelische Frauenarbeit Wien in der Christuskirche am Matzleinsdorferplatz Mernyis neues Werk mit dem Titel „Die leeren Seiten eines Tagebuches“. Darin geht es, so die Autorin, „um das, was häufig in Pfarrhäusern unter den Tisch gekehrt wird“.

Bereits 2001 hatte der Verlag Evangelischer Presseverband Mernyis erstes Buch „Gottes vergessene Töchter“ herausgegeben. In dem Sachbuch hatte Mernyi, die selbst viele Jahrzehnte an der Seite eines Pfarrers wirkte, die Lebenserinnerungen von Pfarrfrauen aufgearbeitet. Mit dem „Tagebuch“ liegt nun der erste Roman zu diesem Thema vor. Das Buch war nicht geplant, erzählt die Autorin, sondern habe sich aus den zahlreichen Reaktionen auf ihr erstes Buch „ergeben“. Mernyi: „Ich wurde zur Anlaufstelle, wo andere ihr Herz ausschütteten.“ Dem Roman liegen wahre Begebenheiten zugrunde. Über mehrere Generationen hinweg lässt Mernyi den Alltag von Pfarrfrauen, aber auch die Erinnerungen von Enkelinnen lebendig werden, wobei auch Generationskonflikte thematisiert werden. Eine wichtige Rolle spielen, so die Autorin, die Erwartungshaltungen seitens der Kirche und der Gemeinde an die Pfarrfrauen, denen viele nicht gewachsen waren. „Von der befreienden Botschaft der Reformation ist zwar gepredigt worden, im Pfarrhaus war davon aber oft herzlich wenig zu spüren.“ Vielmehr bestimmten übertriebene „Strenge, Zucht und Ordnung“ den Alltag im Pfarrhaus, schildert Mernyi. Die Leistung von Frauen blieb zum großen Teil „unbedankt“, obwohl etwa gerade im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg die Pfarrfrauen „Enormes“ geleistet haben.

„Erinnern ist wichtig, weil Verletzungen sichtbar werden. So zeigen wir uns solidarisch und sorgen rückwirkend für mehr Gerechtigkeit“, erklärte Christa Grachegg, Vorsitzende der Evangelischen Frauenarbeit Wien. „Die Männer – Pfarrer – reden, die Frauen arbeiten und bringen Dinge voran“ – zu diesem Schluss komme ein Leser oder eine Leserin dieses Buches, meinte Pfarrer Marco Uschmann vom Evangelischen Presseverband in Anspielung auf ein Zitat von Margaret Thatcher. Nach dem großen Erfolg von „Gottes vergessene Töchter“ sei er überzeugt, dass auch das „Tagebuch“ auf hohes Interesse stoße. Glückwünsche an die Autorin überbrachte auch die stellvertretende Vorsitzende der Frauenarbeit Wien, Pfarrerin Heike Wolf, die für die Organisation vor Ort gesorgt hatte.

(ISBN 3-85073-039-5, 254 Seiten, 18,50 Euro)

ISSN 2222-2464

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