27.03.2019

„Die Wahrheit wird euch frei machen“

Von Gott und der Welt – Michael Chalupka über das Lügenfasten

"Die Wahrheit wird euch frei machen, sagt Jesus, auch frei dazu, zu sich selbst ehrlicher zu sein." Foto: epd/Uschmann

Von Gott und der Welt – Michael Chalupka über das Lügenfasten

Noch 22 Tage gibt es die Chance zu fasten. Es ist nie zu spät einzusteigen, auch ohne Heringsschmaus und Aschenkreuz. Heute ist der richtige Tag, damit anzufangen, wenn Sie es noch nicht getan haben. Dazu muss man nicht unbedingt auf Fleisch verzichten oder auf ein Gläschen Wein. Es geht auch einfacher. Verzichten wir auf etwas, was uns zur alltäglichen Gewohnheit geworden ist. Verzichten wir auf die kleinen und großen Lügen, mit denen wir durchs Leben gehen.

Doch es ist schwer, die Wahrheit auszusprechen.  Die Wahrheit kann auch verletzen. Es macht wenig Sinn, der Nachbarin am Gang zu sagen, wie scheußlich man ihre Frisur findet oder beim Meeting, zu dem man zu spät kommt, nicht zu sagen „bin im Stau gestanden“ sondern einzugestehen, dass man nun wirklich keine Lust auf diese öde Besprechung hatte.

Doch oft belügen wir uns auch selbst: „Ich bin ein Genussraucher“, obwohl der erste Griff nach dem Aufwachen schon der Zigarettenpackung gilt; oder „dafür bin ich zu unbegabt“, obwohl wir es gar nicht versucht haben – das gehört in diese Kategorie der Selbstlüge. Selbstlügen tendieren dazu, uns zu betäuben. Etwas, was uns schadet oder hindert, ein erfülltes Leben zu führen, weg zu blenden. Sich mit den eigenen Wahrheiten zu konfrontieren, ist nicht immer angenehm. Die Fastenzeit kann eine Übungszeit dafür sein. Die Wahrheit wird euch frei machen, sagt Jesus, auch frei dazu, zu sich selbst ehrlicher zu sein.

Michael Chalupka ist evangelischer Pfarrer und Geschäftsführer der Diakonie Bildung. Kontakt: zvpunry.punyhcxn@rinat.ng

ISSN 2222-2464

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