02.12.2020

Diakoniedirektorin Moser fordert palliativen Pandemieplan

Kampf gegen „Staatsfeind“ Corona führt zu Tunnelblick

"Die Nachrichten aus Norditalien und dem Elsass im Frühjahr prägen das Bild in unseren Köpfen: Verbleib im Pflegeheim statt Intensivbett bedeutet ein sicheres Todesurteil, elendes Zugrundegehen.“ Foto: pxhere

Kampf gegen „Staatsfeind“ Corona führt zu Tunnelblick

Wien (epdÖ) – Zu einem Umdenken in der Debatte um Covid-19-Intensivbetten hat die Direktorin der Diakonie Österreich Maria Katharina Moser aufgerufen. So führe der „starre Blick auf die Intensivbetten“ zur Überzeugung, dass jede Person, die schwer an Corona erkranke, intensivmedizinische Behandlung benötige. „Im Kampf gegen den Staatsfeind Nummer eins entwickeln wir einen Tunnelblick.“ So müsse gefragt werden, wann eine intensivmedizinische Intervention überhaupt angezeigt sei: „Liegt eine Indikation für eine lebensverlängernde Behandlungsmaßnahme vor, oder würde eine solche dem Patienten mehr schaden als nutzen, und ist folglich von kurativer auf palliative Therapie umzustellen?“, fragt die evangelische Pfarrerin in einem Gastkommentar für die Tageszeitung „der Standard“ (2. Dezember). Kein Intensivbett zu vergeben heiße nicht, Patientinnen und Patienten einfach sterben zu lassen. Es gehe nicht darum, nicht zu behandeln, sondern „anders zu behandeln“. Was es brauche, sei ein „palliativer Pandemieplan“, um sicherzustellen, dass Menschen die Palliativversorgung bekommen, die sie benötigen.

So stelle sich für Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner die Frage, ob eine Einweisung ins Krankenhaus immer der richtige Weg sei, und wie unnötige Einweisungen verhindert werden könnten. „Provokante Fragen. Die Nachrichten aus Norditalien und dem Elsass im Frühjahr prägen das Bild in unseren Köpfen: Verbleib im Pflegeheim statt Intensivbett bedeutet ein sicheres Todesurteil, elendes Zugrundegehen.“ Dabei würden Erfahrungen aus der Zeit vor Corona nahelegen, dass die Chance, Covid-19 zu überleben, bei den meisten Bewohnerinnen und Bewohnern höher sei, wenn sie in den Heimen blieben. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit, dass pflegebedürftige Personen mit vielen Vorerkrankungen am Coronavirus sterben, hoch. Umso wichtiger sei es zu fragen, wo sie ihre letzten Tage verbrächten und ob sie palliativ gut versorgt seien. Die Voraussetzung dafür sei ausreichend und entsprechend geschultes Personal in Pflegeheimen, das in Krisenzeiten zusätzliche Unterstützung etwa durch mobile Palliativteams bekomme. Nicht ausgeklammert werden dürfe zudem die Patientenautonomie.

Den Beitrag im Volltext finden Sie unter: www.derstandard.at

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Pflege | Moser | Tod | Coronavirus | Palliativ

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