04.09.2019

Diakonie warnt vor hohen Kosten zum Schulanfang

Schenk: Lage nach Ende der Mindestsicherung noch verschlechtert

"Ein einfaches Startpaket für einen Schulanfänger bestehend aus Schultasche, Sportbeutel, Heften, verschiedenen Stiften, Handarbeitskoffer, Malfarben kostet 100 bis 300 Euro“, rechnet Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk vor. Foto: pxhere

Schenk: Lage nach Ende der Mindestsicherung noch verschlechtert

Wien (epdÖ) – 332.000 Kinder und Jugendliche leben in armutsgefährdeten Haushalten, erinnert Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk in einer Aussendung der evangelischen NGO zum bevorstehenden Schulbeginn. Für den Wiedereinstieg in den Schulalltag seien das schlechte Voraussetzungen.

„Zunehmend klagen Eltern über die oft nicht mehr leistbaren Beiträge, die ihnen zu Schulbeginn abverlangt werden. Ein einfaches Startpaket für einen Schulanfänger bestehend aus Schultasche, Sportbeutel, Heften, verschiedenen Stiften, Handarbeitskoffer, Malfarben kostet 100 bis 300 Euro“, rechnet Schenk vor. Dazu kämen noch je nach Schulstufe und Schultyp Beiträge wie Kopierkosten, Milchgeld, Abos für Jugendliteratur, Projekt- und Wandertage, Elternvereinsbeiträge und vieles mehr. Mit der Abschaffung der Mindestsicherung werde Gegenwart und Zukunft für diese Kinder noch weiter verschlechtert. Massiv sind die Auswirkungen auf Gesundheit, Chancen und Teilhabe. Die Gefahr des sozialen Ausschlusses bei Kinder zeige sich in den geringeren Möglichkeiten, Freunde einzuladen (10-mal weniger als andere Kinder), Feste zu feiern und an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen (20-mal weniger).

„Damit Zukunft nicht von der Herkunft abhängt, braucht es Hilfestellungen am Schulstart genauso wie einen Bildungsweg, der nicht sozial selektiert, sondern individuell fördert“, betont Schenk. „Wichtig wäre auch, Schulen in sozial benachteiligten Bezirken besonders gut auszustatten, damit sie keine SchülerInnen zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben“, schlägt Schenk die Umsetzung eines „Chancenindex“, also einer kompensatorischen Ressourcenzuteilung, vor.

„Mit dieser schulpolitischen Intervention kann zwar die Spaltung in ‚gute‘ und ’schlechte‘ Wohngegenden nicht aufgehoben werden – die liegt ja in der Einkommens- und Wohnpolitik -, aber es kann in den Schulen einiges verbessert werden. Die Niederlande, Zürich, Hamburg und auch Kanada haben mit einem Chancenindex gute Erfahrungen gemacht“, so Schenk. Mit einem solchen Sozialindex, der unter anderem Bildungsstand, Beruf und Einkommen der Eltern umfasst, würde eine Schule um einen bestimmten Prozentsatz mehr an Ressourcen bekommen.

Mehr Geld bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie qualitativ besser werden, gibt Schenk zu bedenken. „Deswegen muss jeder Standort ein Konzept entwickeln, wie die Ressourcen am sinnvollsten eingesetzt werden sollen. Und nach einer Zeit wird überprüft ob die Maßnahmen helfen. Die Vorteile sind: Schulische Autonomie und Demokratie wird gefördert und Anreize für engagierte PädagogInnen gesetzt. Das zahlt sich aus: bessere Leistungen, mehr Chancen und attraktivere Schulen.“

Zur Akuthilfe für Kinder, deren Eltern sich den Schulstart nicht leisten können, sammelt die Stadtdiakonie Wien Spenden: „Alle Schülerinnen und Schüler sollen gleiche Chancen und Möglichkeiten haben“. In Tirol bringt die Diakonie gemeinsam mit Caritas und Rotem Kreuz gesammelte Schultaschen zu benachteiligten Schülern.

Die Diakonie bittet um Spenden

Kennwort: „Hilfe für den Schulanfang“
Diakonie Erste Bank
 IBAN: AT49 2011 1287 1196 6399
BIC: GIBAATWWXXX

ISSN 2222-2464

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