09.09.2008

Diakonie-Kampagne will Menschen mit sozialen Problemen ein Gesicht geben

Neu auf podcast.evang.at - Chalupka: Kontrapunkt im Wahlkampf - Forderungskatalog an Politik

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Wien (epd Ö) – Menschen mit sozialen Problemen ein Gesicht geben und damit einen Kontrapunkt im Wahlkampf setzen – das will die neue Kampagne der Diakonie Österreich, die am Dienstag, 9. September, bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde. „Über Menschen, die besondere soziale Bedürfnisse haben, wird entweder gar nicht gesprochen oder in einer Weise, die ihren Bedürfnissen nicht gerecht wird“, befindet Diakonie-Chef Michael Chalupka. Im Fokus der Kampagne „Nähe ist Diakonie“ stehen Menschen mit intellektueller Behinderung, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen sowie Menschen auf der Flucht und MigrantInnen. Neben Plakaten zur Kampagne erstellte die Diakonie eine Forderungsliste an die zukünftige Bundesregierung und einen Fragenkatalog für Wählerinnen und Wähler, beides zu finden im Internet unter www.diakonie.at.

Meichenitsch: Flächendeckende integrative Schulausbildungen

Menschen mit intellektueller Behinderung kämen in den Argumenten der wahlwerbenden Gruppen kaum vor, obwohl ihre Teilnahme an der Gesellschaft noch lange nicht gegeben sei. Chalupka: „Wir haben es geschafft, dass es normal ist, dass Kinder mit Behinderungen in die Schule gehen. Was wir schaffen müssen, ist, dass es als abnormal gilt, wenn eine Schule keine Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen aufnimmt.“ Katharina Meichenitsch, Sozialexpertin der Diakonie, wies auf die Defizite im Bereich der Frühförderung hin. Angebote wie die frühe Kommunikationsförderung müssten in ganz Österreich kostenlos zur Verfügung stehen, derzeit gebe es diese Förderung nur in einem Bundesland. Notwendig seien flächendeckende integrative Schulausbildungen sowie angepasste Ausbildungsformen, die auf die Bedürfnisse von Jugendlichen mit intellektueller Behinderung zugeschnitten sind. Rund 17.000 Menschen arbeiten derzeit österreichweit in geschützten Werkstätten, allerdings ohne eigene Sozialversicherung. Für sie fordert die Diakonie einen Pensionsanspruch, „um Teilnahme am Leben zu ermöglichen“, bemerkte die Sozialexpertin.

Riedl: Zuwanderung als Chance

Im Bereich Asyl und Migration erneuerte Christoph Riedl, Geschäftsführer des Diakonie Flüchtlingsdienstes, die Forderung nach einer unabhängigen Bleiberechtsbehörde. Menschen, die schon seit mehreren Jahren in Österreich leben, sollen im jeweiligen Bundesland Anträge auf ein Bleiberecht einbringen können, wobei auch das persönliche Umfeld, Gemeinde und Bezirkshauptmannschaft eingebunden werden sollen. Aufgabe der neu zu schaffenden unabhängigen Bleiberechtsbehörde wäre es, „die Anträge von Betroffenen aufgrund transparenter und menschenrechtskonformer Kriterien“ zu überprüfen. Weiters fordert die Diakonie ein Ministerium für Integration, das Migrationsthema dürfe nicht länger nur unter dem Sicherheitsaspekt behandelt werden. MigrantInnen dürften nicht mehr an eine „gläserne Decke“ stoßen, der öffentliche Dienst etwa sollte für MigrantInnen geöffnet werden. Von ernsthafter Integration könne nur die Rede sein, „wenn diese auch rechtliche Gleichstellung, soziale Chancengleichheit und die Wahrung und Förderung kultureller Vielfalt bedeutet“. Darüber hinaus brauche es eine „rasche und faire“ Abwicklung von Asylverfahren, denn: „Zuwanderung muss als Chance und nicht als Bedrohung begriffen werden.“

Mit den Plakaten, die auch an alle evangelischen Pfarrgemeinden ausgeschickt wurden, und der Website will die Diakonie-Kampagne den dringendsten Handlungsbedarf aufzeigen, denn, so Chalupka abschließend: „Die Politiker wissen, wie es gehen könnte, umgesetzt wird es jedoch nicht.“

ISSN 2222-2464

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