Diakonie-Appell an Politik zum Jahreswechsel: „Nicht an der falschen Stelle sparen“
Evangelische Hilfsorganisation wünscht sich Investitionen in Hilfe, die Selbständigkeit stärkt
Evangelische Hilfsorganisation wünscht sich Investitionen in Hilfe, die Selbständigkeit stärkt
Wien (epdÖ) – Die Diakonie appellierte zum Jahreswechsel an die Politik, „nicht an der falschen Stelle zu sparen“. Vielmehr erhoffe sich die evangelische Hilfsorganisation „Investitionen in jene Leistungen, die die Selbsterhaltungsfähigkeit von Menschen in schwierigen Lebenslagen fördern“, so Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, in einer Aussendung zum Jahreswechsel. Viele soziale Hilfen würden dazu beitragen, dass Menschen ihre Selbständigkeit erhalten oder wieder erlangen. „Wenn an der falschen Stelle gespart wird, verursacht das mittelfristig höhere Kosten“, betont Moser. Darum sollten „angesichts des Spardrucks“ die Regierungsverhandler:innen, „in sozialen Fragen klug rechnen“. In der Aussendung präsentiert die Diakonie vier konkrete Beispiele, wie Investitionen zukünftige Kosten sparen könnten.
Pflege durch Community Nurses
Die großen Herausforderungen der Pflege ließen sich laut Diakonie am besten durch Prävention angehen. So gelinge zum Beispiel Gesundheitsvorsorge, wenn sie – wie im so genannten Community Nursing – ganz nah an den Menschen und Familien ist. „Community Nurses führen präventive Hausbesuche durch und beraten Menschen mit Pflegebedarf sowie deren Angehörige zu allen Fragen rund um Gesundheit, Pflege und Betreuung, damit sie möglichst lange selbstbestimmt im gewohnten Umfeld leben können“, heißt es in der Aussendung. Dass nach Auslaufen des EU-geförderten Pilotprojekts bei den Community Nurses gespart wird, „ist sowohl für die Pflegelandschaft als auch für die Menschen mit Pflegebedarf ein Rückschritt“, kritisiert die Diakonie.
Frühe Hilfen für die Kindergesundheit
Auch auf die Bedeutung „Früher Hilfen“ für die Kindergesundheit weist die Diakonie hin. „Eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind legt den Grundstein für ein gutes Aufwachsen“, wird in der Aussendung betont. Der Ökonom James Heckmann habe nachgewiesen, dass der ökonomische Nutzen bei Maßnahmen in der frühen Kindheit am größten ist. Konkret kämen laut seiner Berechnungen pro investiertem Euro in „Frühe Hilfen“ etwa acht Euro zurück. „Die Unterstützungen rund um die Geburt und die ersten Jahre müssen weiter ausgebaut werden“, so die Schlussfolgerung der Diakonie.
Frühe Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete
Ähnliches gelte bei der Integration Geflüchteter, denn „Investitionen in frühe Integrationsmaßnahmen sind die kostengünstigsten“. Seit langem schlage die Diakonie einen Maßnahmenplan vor, um Geflüchtete rasch und gezielt in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Schritte auf diesem „Integrationspfad“ seien Deutschkurse, ein Kompetenz-Check, ein vereinfachter Zugang zum Arbeitsmarkt schon während des Asylverfahrens sowie ein individueller Plan mit einer Integrationsvereinbarung. Außerdem müsse ein österreichweites Startwohnungsprogramm für Integrationswohnraum wiederaufgelegt werden, das von Bund und Ländern getragen wird.
Inklusion für Menschen mit Behinderungen
Nicht zuletzt fordert die Diakonie in ihrer Aussendung einen Inklusionsfonds, der es ermöglicht, dass Menschen mit Behinderungen nicht als „arbeitsunfähig“ eingestuft werden, „sondern ihren Beitrag am Arbeitsmarkt leisten und trotzdem dringend benötigte Sozialleistungen beziehen können“. Die Diakonie erinnert daran, dass Österreich bereits im Jahr 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet habe, 2025 sei es „hoch an der Zeit“, die Forderung „Lohn statt Taschengeld“ umzusetzen.
ISSN 2222-2464