26.11.2020

Diakonie: Agentur des Bundes wird Betreuung für Flüchtlingskinder nicht verbessern

Kritik an „unhaltbarer“ Betreuungssituation für Kinder und Jugendliche

Verbesserungen wären insbesondere bei der Schutzbedürftigkeit der Kinder und der entsprechenden Unterbringung nach dem jeweils individuellen Betreuungsbedarf nötig gewesen, kritisiert die Diakonie. Foto: pixabay

Kritik an „unhaltbarer“ Betreuungssituation für Kinder und Jugendliche

Wien (epdÖ) – Am 1. Dezember startet die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) ihren Betrieb. Dann werden sämtliche Flüchtlingsquartiere des Bundes, in denen Geflüchtete in der ersten Phase ihres Asylverfahrens leben, von der neugeschaffenen Agentur übernommen. Vor allem für Kinder und jugendliche Flüchtlinge werde das keine Verbesserung bringen, warnt die Diakonie Österreich. „Insbesondere im Bereich der Kinder und Jugendlichen, die ohne Eltern geflüchtet sind, ist die Betreuungssituation seit Jahren unhaltbar“, betont Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die BBU daran etwas ändern wird oder darf. Das Innenministerium, das den Aufsichtsrat der BBU stellt, sieht wohl wenig Reformbedarf.“ Verbesserungen wären insbesondere bei der Schutzbedürftigkeit der Kinder und der entsprechenden Unterbringung nach dem jeweils individuellen Betreuungsbedarf nötig gewesen. Die Diakonie fordert weiters, dass jedem Kind eine obsorgeberechtigte Person zur Seite gestellt wird. Auch kritisiert sie fehlende Transparenz hinsichtlich der Unterbringungskonzepte.

Die Betreuung in den Bundesbetreuungsquartieren wie Traiskirchen entspreche nicht dem Standard der österreichischen Kinder- und Jugendhilfe, so die Diakonie. Es gebe keine Wohngruppen und es werde derzeit weniger als ein Drittel des eigentlich notwendigen Betreuungspersonals eingesetzt. Das eingesetzte Personal dürfte zum überwiegenden Teil nicht über die notwendigen Ausbildungen verfügen und somit nach den Richtlinien der Kinder- und Jugendhilfe nicht in der Betreuung eingesetzt werden. Die räumliche Ausstattung in den Bundesbetreuungsquartieren sei genauso wenig ausreichend wie das Spiel- und Freizeitangebot. Nach wie vor würden sogenannte „Remuneranten-Mütter“ eingesetzt, die das fehlende Personal aber nicht kompensieren können. Remuneranten-Mütter sind Mütter mit eigenen Kindern, die in der Bundesbetreuungseinrichtung wohnen und mit 2,50€ pro Stunde durch die Betreuung der Flüchtlingskinder ihr Taschengeld aufbessern können.

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.