31.05.2025

Der Gott lästert

Michael Chalupka über einen Präsidenten „von Gottes Gnaden“

Kaiser Konstantin sah sich als von Gott auserwählt und stand 325 dem Konzil von Nicäa vor, das das junge Christentum einen sollte. (Foto: Depositphotos / chrisdorney)

Michael Chalupka über einen Präsidenten „von Gottes Gnaden“

„Im Auftrag des Herrn“ sei er unterwegs, niemand könne aufhalten, was kommen wird – das suggeriert der Präsident der USA, Donald Trump, in seinem jüngsten Meme im Internet. „Im Auftrag des Herrn“ zitiert ironischerweise einen Satz aus dem Film „Blues Brothers“ der Belushi-Brüder. Doch Trump meint das durchaus ernst. Er sieht sich als Auserwählten, als „the chosen one“. Auserwählt von Gott, sein Werk zu vollenden.

Er sieht sich in der Tradition der Kaiser von Gottes Gnaden. Vor genau 1700 Jahren hat der römische Kaiser Konstantin diese Tradition begründet, als er nicht nur das römische Reich geeint hatte, sondern auch dem Konzil von Nicäa vorstand, das das junge Christentum einen sollte. Kaiser Konstantin hatte alle Bischöfe aus Europa, Asien und Afrika zusammengerufen, um über das rechte Verhältnis von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist zu entscheiden.

Als der Kaiser, gold glänzend gewandet, im Jahr 325 den Versammlungssaal der Bischöfe betrat, hielt er den Blick gesenkt und überließ in der Folge den versammelten Repräsentanten der damaligen Christenheit die Aufgabe, ein gemeinsames Bekenntnis zu formulieren, das bis heute ein einigendes Band zwischen den Konfessionen bildet.

Donald Trump hingegen benötigt niemand außer seiner selbst, um den Blick zum Himmel zu richten und zu sagen: „Ich bin der Auserwählte!“ Schamlos missbraucht er den Namen Gottes.

ISSN 2222-2464

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