20.03.2002

Defereggental: Von der Vertreibung zur Versöhnung

Gedenktafel soll an die Vertreibung der Protestanten aus dem Defereggental im 17. Jahrhundert erinnern

Gedenktafel soll an die Vertreibung der Protestanten aus dem Defereggental im 17. Jahrhundert erinnern

Innsbruck, 20. März 2002 (epd Ö) Die gemeinsame Erinnerung an die Vertreibung der Protestanten aus dem Defereggental im 17. Jahrhundert soll Anstoß für ein besseres Kennenlernen von evangelischen und katholischen Christen heute sein. Das betonten der Innsbrucker Diözesanbischof Alois Kothgasser und der neue Superintendent von Kärnten und Osttirol, Manfred Sauer, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in St. Veit im Defereggen am Donnerstag, 14. März. Anlass dafür war die zweite Sitzung einer von Bischof Kothgasser einberufenen Kommission, die Vorarbeiten für eine Versöhnungsfeier am 20. Oktober dieses Jahres in St. Veit leisten soll. Ihr gehören zusammen mit dem Kärntner Superintendenten und dem evangelischen Pfarrer von Lienz die Bürgermeister und Seelsorger des Defereggentales sowie Historiker und Heimatforscher an.

Gedenktafel soll zur Versöhnung mahnen

Hauptthema der Sitzung war die Gestaltung einer Gedenktafel. Die Kommission einigte sich dabei auf einen Text, der in aller Kürze die historischen Fakten wiedergibt. Besonders wird auch auf den Umstand verwiesen, dass Kinder unter 15 Jahren von ihren Eltern getrennt wurden, „da nach damaligem Verständnis nur eine Erziehung im katholischen Glauben zum ewigen Heil führen konnte“. Und weiter heißt es im Text: „Unser Gedenken an sie sei Mahnung und Verpflichtung zu Versöhnung und Frieden“. Auf das Gemeinsame im Glauben nimmt die Gedenktafel mit einem Zitat aus der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre der evangelisch-lutherischen und der katholischen Kirche Bezug.

Angeregt wurde von der Kommission auch die Errichtung einer Gedenkstätte bei der Kapelle in Bruggen. In Vorgesprächen mit dem Bürgermeister von St. Veit, Vitus Monitzer, haben sich die Bewohner mit der Gedenkstätte einverstanden erklärt. In den kommenden Wochen soll nun die künstlerische Gestaltung geklärt werden. Bei der Pressekonferenz dankte Superintendent Sauer dem Innsbrucker Bischof, „ohne dessen Offenheit dieser Prozess der Versöhnung nie in Gang gekommen wäre“. Die Idee einer Versöhnungs-Feier geht auf den evangelischen Pfarrer von Lienz, Hans Hecht, zurück, der Bischof Kothgasser bei einem Osttirol-Besuch um ein Zeichen der Erinnerung an die Vertreibung der Deferegger gebeten hatte.

ISSN 2222-2464

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