Das Gute sehen
Maria Katharina Moser zum biblischen Leitvers für 2025
Maria Katharina Moser zum biblischen Leitvers für 2025
Simon hat seine Arbeit verloren, weil die Firma insolvent gegangen ist – ausgerechnet vor Weihnachten. Wird er einen vergleichbaren Job finden? Karin hat wochenlang auf ein MRT gewartet – nun wurde ein Tumor entdeckt. Wird sie die Behandlung bekommen, die sie braucht? Leo fragt seine Mama, wie lange es noch Schnee geben wird – der Zehnjährige liebt Schifahren. Wird die Welt in den kommenden Jahrzehnten noch so sein, wie wir sie kennengelernt haben?
Wie wird es weitergehen? Viele starten mit dieser Frage ins neue Jahr. Es scheint bergab zu gehen. Wir verlieren gewohnte Sicherheiten. Wir verlieren die Gewissheit, dass es unsere Kinder einmal besser haben werden. Wir verlieren den Glauben an die Zukunft und an den Fortschritt. Wir fühlen uns bedroht – von Wohlstandsverlust, Überlastung des Gesundheitssystems, Klimawandel.
Die Politik reagiert darauf und kündigt „kein weiter wie bisher“ an. Was genau soll das heißen, frage ich mich. Wie weiter? Kann „kein weiter wie bisher“ einen Weg aufzeigen? Eine Zukunftsperspektive? In mir wächst der Wunsch, mit einem hoffnungsfrohen Motto ins neue Jahr zu starten.
„Prüfet alles und behaltet das Gute.“ So lautet die sogenannte Jahreslosung, der Leitvers aus der Bibel für das Jahr 2025, den die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen aus 32 Vorschlägen von 23 Mitgliedsorganisationen ausgelost hat. Dieser Vers stammt aus einem Brief des Apostel Paulus an die neu gegründete christliche Gemeinde Thessalonich (im heutigen Saloniki). Thessalonich war eine große und bunte Hafenstadt. Menschen, die verschiedene Sprachen sprachen und unterschiedliche Gewohnheiten hatten, lebten hier zusammen. Die christliche Gemeinde war rasch gewachsen. Die Meinungen und Gepflogenheiten der Gemeindemitglieder gingen auseinander. Und Neid und Anfechtungen von außen nahmen zu. In dieser Situation sagt Paulus nicht, so kann es nicht weitergehen, sondern eben: Prüfet alles und behaltet das Gute.
„Prüft alles.“ Ja, wir dürfen kritisch sein. Wir sollen kritisch sein. Kritisch sein, das heißt: Genau hinsehen. Genau hinhören. Genau hinspüren. Genau nachdenken. Uns eine Meinung bilden. Und dann eine Entscheidung treffen.
„Behaltet das Gute.“ Wenn wir genau hinschauen und hinhören, dann werden wir sehen: Es gibt viel Gutes. Teilen. Füreinander da sein. Die Schönheit von Gottes Schöpfung.
Das wünsche ich mir für 2025, das wünsche ich Ihnen, das wünsche ich uns als Gesellschaft für 2025: dass wir das Gute sehen. Und bewahren.
ISSN 2222-2464