15.11.2001

Charles Ofoedu wieder aus Schubhaft entlassen

Asylantrag führte zu Ofoedus Entlassung - Bundesasylamt wird angeführte Gründe prüfen

Asylantrag führte zu Ofoedus Entlassung – Bundesasylamt wird angeführte Gründe prüfen

Wien, 15. November 2001 (epd Ö) Charles Ofoedus Anwalt hat laut Wiener Fremdenpolizei einen Asylantrag gestellt, auf Grund dessen am Mittwoch, 14. November, der nigerianische Schriftsteller aus der Schubhaft entlassen wurde. Die in dem Antrag angeführten Asylgründe würden nun vom Bundesasylamt geprüft werden, hieß es.

Unabhängig davon sei beim Verfassungsgerichtshof ein Verfahren anhängig. Dieser prüft das über Ofoedu verhängte Aufenthaltsverbot, gegen das eine Beschwerde eingebracht wurde.

Starker Applaus vor Beginn einer Pressekonferenz – ein höchst ungewöhnliches Ereignis. Anlass dazu gab es am Mittwoch Vormittag. Bevor ein Personenkomitee „Freiheit für Charles Ofoedu“ fordern konnte, erschien der am Sonntag morgen im evangelischen Pfarrhof Währing in Schubhaft Genommene persönlich.

„Ich muss mich bei allen bedanken, was sie für mich getan haben“, meinte Ofoedu. Er habe nie Angst gehabt und im übrigen eine Regel befolgt, die er früher gelernt habe: „Ich habe nichts unterschrieben. Aber ich habe ein neues Buch angefangen.“

Was genau zum Haltungswandel der Behörden geführt hätte, konnte Ofoedus Anwalt Ewald Mike Scheucher „nicht ganz nachvollziehen“. Es habe trotz Bestehen eines Aufenthaltsverbotes einen Bescheid gegeben, bis 1. Dezember keine Maßnahmen zu setzen. „Die jetzige Schubhaft war unserer Meinung nach eine rechtswidrige Freiheitsberaubung.“ Nach Ansicht des Anwaltes hätte das schließlich auch die Behörde eingesehen und einen Weg gesucht, aus der Sache wieder herauszukommen. Also habe man einen Asylantrag gestellt. Darauf wurde Ofoedu am Mittwoch enthaftet.

Der in Nigeria geborene und seit rund zehn Jahren in Österreich lebende Schriftsteller Ofoedu war im Mai 1999 im Rahmen der Drogen-Razzia „Operation Spring“ verhaftet und anschließend von der Boulevardpresse als „Charles O.“ zum „Drogenboss“ stilisiert worden.

Seine Erfahrungen mit der Polizei hat der nigerianische Schriftsteller in dem im Vorjahr im Verlag Mandelbaum erschienenen Buch „Morgengrauen“ festgehalten.

www.mandelbaum.de

ISSN 2222-2464

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