15.07.2005

Bünker: Welt braucht Verwandlung

Weltunordnung von Ökonomie und Krieg: Internationale Sommerakademie in Schlaining

Weltunordnung von Ökonomie und Krieg: Internationale Sommerakademie in Schlaining

Schlaining, 15. Juli 2005 (epd Ö) – „Die Kirchen wissen, die Welt braucht mehr als Korrektur. Sie braucht eine Verwandlung. Eine Verwandlung weg von einer Welt, in der der Mangel die Grundlage jeder Ökonomie ist, hin zu einer Welt, in der alle teilhaben am Leben in Fülle.“ Das erklärte der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker beim Friedensgottesdienst zum Abschluss der Internationalen Sommerakademie am Freitag, 15. Juli, auf der Burg Schlaining. Die sechstägige Veranstaltung, zu der das österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung geladen hatte, stand heuer unter dem Thema „Die Weltunordnung von Ökonomie und Krieg: Von den gesellschaftlichen Verwerfungen der neoliberalen Globalisierung zu den weltumspannenden politischen Ansätzen jenseits des Casinokapitalismus“.

„Mittlerweile kommen mir die Welt und die Menschen gefangen vor in einem Zustand, der keine Alternativen mehr kennt oder zulassen will“, sagte Bünker in seiner Predigt. Bestenfalls würden Korrekturen am bestehenden und herrschenden System angebracht, Europa zum Beispiel solle sozialer werden oder überhaupt erst einmal sozial. „Lässt sich eine auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Wirtschaft überhaupt korrigieren?“, fragte Bünker. Die biblische Erinnerung zeige eine Alternative auf, die „von Gott verheißen, von Jesus gelebt und von seinen Jüngerinnen und Jüngern bis heute festgehalten“ werde im Gebet „Gott, in deiner Gnade verwandle die Welt!“ Alternativen werden, so Bünker, dort möglich, wo Menschen in Solidarität miteinander leben, die Ressourcen gerecht zu teilen versuchen, Ausgrenzung aufheben, Teilhabe und Partizipation sicherstellen und überflüssigen Reichtum zur Bekämpfung der Armut verwenden.

Sowohl der menschenverachtende Terrorismus berufe sich auf religiöse Motive als auch der die Menschenrechte gefährdende und teilweise außer Kraft setzende „war on terrorism“ auf der anderen Seite. Beiden sei gemeinsam, dass sie von einem religiös fundierten oder einer zumindest religiös gefärbten Weltsicht ausgehen, in der die Guten den Bösen gegenüberstehen und in der eine Erlösung nur möglich ist, wenn die Bösen vernichtet werden. Leben gebe es nur um den Preis anderen Lebens, Existenz setze Vernichtung voraus. Jede Seite wähnt sich im Besitz einer „sehr einfachen“ Wahrheit. „Eine gefährliche Mischung“, warnte Bünker. Der Oberkirchenrat erinnerte an den protestantischen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld, der unter dem Eindruck des Kalten Krieges erklärt hatte: „Wir sind auf gefährlichem Boden, wenn wir meinen, ein Individuum, eine Nation oder eine Ideologie hätten ein Monopol auf Wahrheit, Freiheit, Menschenwürde.“

ISSN 2222-2464

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