11.06.2008

Bünker: Ulrich Trinks war „Vorbild des Konstruktiven“

Der langjährige Leiter der Evangelischen Akademie Wien wurde am Evangelischen Friedhof Wien-Simmering beerdigt

Der langjährige Leiter der Evangelischen Akademie Wien wurde am Evangelischen Friedhof Wien-Simmering beerdigt

Wien (epd Ö) – „Gerade als ein empörter Christ und Zeitgenosse war Ulrich Trinks engagiert im Aufbauen, ja ein Vorbild des Konstruktiven.“ Mit diesen Worten würdigte der evangelisch-lutherische Bischof Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker den langjährigen Leiter der Evangelischen Akademie Wien, Prof. Dr. Ulrich Trinks, der am 29. Mai 78-jährig in Wien verstorben war. Trinks habe „an Beziehungen, an Freundschaften ein Leben lang, am liebsten über Grenzen hinweg“ gebaut, die andere noch für unüberwindlich hielten, sagte der Bischof bei der Beerdigung am Dienstag, 10. Juni, auf dem Evangelischen Friedhof in Wien-Simmering. Bünker: „Er baute an Schule, Bildung, am christlich – jüdischen Dialog, an Gerechtigkeit im weltweiten Horizont, und immer wieder an seiner Kirche, die er sehr geliebt haben muss, so heiß wie sein Zorn manchmal brannte.“ In seinem Aufruhr gegen ungerechte Verhältnisse haben viele Trinks erlebt als „geradlinigen, treuen Kämpfer für die Rechte anderer“, so der Bischof. Ohne „all die Empörten, ohne Menschen wie Ulrich Trinks“ wäre es eine „traurige, lenkbare, verführbare Welt“.

Trinks war „fest und unentwegt in den Auseinandersetzungen, die zu mehr Klarheit in unserer Kirche geführt haben“, sagte der frühere juristische Oberkirchenrat, MMag. Robert Kauer. In den Konflikten, etwa über die Ordnung des Evangelischen Jugendwerkes, sei es um Selbstbestimmung der Jugendgemeinde gegangen, im Streit um die Zeitschrift „anstoß“ um die freie Meinungsäußerung in der Kirche, in der Auseinandersetzung um die erste ökumenische Trauung stand die „Freiheit von Seelsorge und Predigt“ auf dem Spiel. Wie in der Debatte um die Strafrechtsreform sei es Trinks immer um die Würde des Menschen gegangen, betonte der langjährige Wegbegleiter. Als die damalige Kirchenleitung die Subvention an die Evangelische Akademie einstellte, habe Trinks die Arbeit für lange Zeit aus seiner Tasche und mit Hilfe eines deutschen Freundeskreises finanziert. Er habe „nicht für sich, seine Position, seine Karriere gearbeitet“, sondern sei zum Vorbild geworden, „dass man dem Wort, dem Evangelium vertrauen kann“.

Die Leiterin der Evangelischen Akademie Wien, Waltraut Kovacic, bezeichnete Trinks als „unermüdlichen und wachen Kritiker, der wusste, wofür er eintrat und das auch vehement und, wenn es sein musste, lautstark tat“. Als steter Kämpfer gegen die Klerikalisierung der Kirche und für die Unabhängigkeit der Erwachsenenbildung sei Trinks „mitreißendes Vorbild für viele“, die Evangelische Akademie sein „Lebenswerk“. Kovacic erinnerte daran, dass sich Trinks als einer der Ersten in Österreich von der Judenmission distanziert hatte und die Wurzeln von Antisemitismus im Christentum freilegte. Trinks habe sich auch engagiert für die Rechte Kärntner SlowenInnen und gegen die Apartheid in Südafrika eingesetzt.

ISSN 2222-2464

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