14.01.2009

Bünker: Tugenden der Zukunft sind Barmherzigkeit, Güte und Liebe

Podiumsdiskussion über die "Frage nach der Hoffnung für Österreich"

Podiumsdiskussion über die „Frage nach der Hoffnung für Österreich“

Wien (epd Ö) – „Hoffnung bedeutet nicht, es wird schon alles gut werden“, sagte der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich, Michael Bünker, bei einer Podiumsdiskussion über „Die Frage nach der Hoffnung in Österreich“ am Dienstag, 13. Jänner, im Dekanat der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien. Der Gedanke, dass der Kampfgeübteste das Leben mache, sei überholt. „Statt Gier, Kampf und Profit sind die Tugenden der Zukunft Barmherzigkeit, Güte und Liebe. Die Vorstellung, es geht immer mehr ist an ein Ende gekommen“, sagte der Bischof. Hoffnung aber brauche immer ein Bild von dem, was sein soll, „also etwa das Bild des Messianischen Friedens“.

Caritaspräsident Franz Küberl betonte, dass ein Teil dessen, was mit Hoffnung verbunden ist, „harte Arbeit“ bedeute. Zentral sei auch „die Frage der Gerechtigkeit und die Frage der Gewalt, besonders die von Männern gegenüber Frauen“. Er habe eine einzige Frage, nämlich die „nach den Formen des Gesprächs, in denen sich reale Hoffnung aufbauen lässt“. Religion, Hoffnung und Politik seien „hochkomplexe Begriffe“, so der Vizedekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Christian Danz. „Was lässt sich unter Politik verstehen?“ Zunächst gehe es um die „Aufklärung der Hoffnung über sich selbst und die Befreiung von irrealen Hoffnungen“.

„Hoffnung ist keine Kategorie der Politik, vielmehr ist es Aufgabe der Theologie, die Hoffnungen, die die Politik weckt, kritisch zu hinterfragen.“ Eine Schlüsselfrage in der Politik sei die der Menschenwürde, erklärte der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Martin Jäggle. „Wir werden über das rechte Maß diskutieren müssen“, sagte Landtagsabgeordnete Madeleine Petrovic. Ein vernünftiges Maß an Lebensgrundlagen nehme viele Ängste: „Das bedeutet auch, dass es ein Maß an Reichtum gibt, das politisch nicht mehr geschützt werden muss.“

Moderiert hat die Podiumsdiskussion Regina Polak vom Institut für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Weitere Diskutanten waren Wilhelm Pratscher, Vorstand des Instituts für Neutestamentliche Wissenschaft der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien, Marcus Schober vom Renner Institut und die Nationalratsabgeordnete Beatrix Karl. Die Veranstaltung bildete den Abschluss der Ringvorlesung „Hoffnung nach dem Ende der Utopien“, einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit den Hoffnungspotentialen moderner Gesellschaften in Europa angesichts globaler Herausforderungen in Ökonomie, Ökologie, Politik und Wissenschaft.

ISSN 2222-2464

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