27.01.2012

Bünker: Religionsunterricht ist Avantgarde der Ökumene

Kirchenvertreter diskutierten über die Chancen der Ökumene

Die Leiterin des "Ökumenekreises 13", Helene Hornich (li), und Kirchenvertreter bei der Diskussion im Wiener Don Bosco-Haus (Foto: epd/M.Uschmann)

Kirchenvertreter diskutierten über die Chancen der Ökumene

Wien (epdÖ) – Die Kirchen verbinde der Einsatz für eine gerechte Welt und der Schutz jener, die „unter die Räder kommen“, erklärte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker bei einer Podiumsdiskussion über die Chancen der Ökumene am Donnerstag, 26. Jänner, im Wiener Don Bosco-Haus. Der Bischof erinnerte an das Ökumenische Sozialwort, das nach wie vor eine „brandaktuelle Orientierungshilfe“ sei. Im Zweiten Vatikanischen Konzil habe die Römisch-katholische Kirche einer Rückkehrökumene eine klare Absage erteilt, in Österreich habe Kardinal König die Römisch-katholische Kirche für die Ökumene geöffnet. Heute versuche der Ökumenische Rat der Kirchen, „das Miteinander der Kirchen mit Leben zu erfüllen“. Eine unverzichtbare Funktion komme heute dem Religionsunterricht zu, den Bünker als „Avantgarde der Ökumene“ bezeichnete. Denn in der Schule erlebten Kinder und Jugendliche das Miteinander der Religionen. Als „ökumenischen Grundansatz“ empfahl der Bischof, als Kirche nicht die „Defizite“ der anderen Kirchen zu sehen, sondern die unterschiedlichen Elemente, die bereichern: „Jede Kirche sollte sich bewusst werden: ‚Wir haben nicht alles und brauchen andere, um die allgemeine Katholizität sichtbar zu machen'“. Die Zulassung zur Eucharistie sei vor allem für gemischt-konfessionelle Paare ein „dringendes Anliegen“.

Dass das „Thema Ökumene einschläft“, konstatierte Helene Hornich, Leiterin des „Ökumenekreises 13“, der zu dem Podiumsgespräch eingeladen hatte. „Einheit suchen und Vielfalt bewahren“ ist für den rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nicolae Dura das Motto der Ökumene. Dura, der derzeit Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) ist, plädierte für einen „geistlichen Ökumenismus“: Es gehe darum, „Zeugnis zu geben ohne Konkurrenzdenken“, so der Bischofsvikar. Die Gründung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule, die gemeinsam von verschiedenen Kirchen betrieben wird, sieht der Bischofsvikar als „Vorbild für die Ökumene“.

Bischof Okoro: Hat Jesus so kompliziert gedacht?

Eine „Ökumene des Herzens“ werde er nicht mehr erleben, meinte der altkatholische Bischof John Okoro. Seit Jahren gelinge es etwa nicht, „einen Bischof der Römisch-katholischen Kirche zur Predigt bei uns einzuladen“. Hier ortet der Bischof deutliche Berührungsängste. Es sei schwer, über Ökumene zu reden, „wenn die Grundstruktur des Denkens von Doktrinen gesteuert ist“ und immer wieder nach Trennendem statt Verbindendem gesucht werde, kritisierte der Bischof. Ökumene verlange „Ehrlichkeit ohne Ängste“ und integratives Denken. Angesichts der oft verletzenden Situationen, wenn Menschen von der Abendmahlsgemeinschaft ausgeschlossen werden, fragte der Bischof: „Hat Jesus so kompliziert gedacht?“

Als dringende gemeinsame ökumenische Herausforderung sieht der römisch-katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki das Bemühen der Kirchen, jenen Menschen Heimat zu geben, die „religiös obdachlos“ geworden sind. Schutzki: „Wie schaffen wir es, Spuren Gottes in ihrem Leben und Schicksal aufzuzeigen?“

ISSN 2222-2464

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