28.09.2017

Bünker sieht große Fortschritte in der Ökumene

Bilanz kurz vor Höhepunkt des Jubiläumsjahres

„Die christlichen Kirchen müssen deutlicher miteinander unterwegs sein", sagt Bischof Michael Bünker, hier im Bild mit dem katholischen Erzbischof der Diözese Wien, Kardinal Christoph Schönborn. Foto: epd/Uschmann

Bilanz kurz vor Höhepunkt des Jubiläumsjahres

Wien (epdÖ) – Kurz vor dem Höhepunkt des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ zieht der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker eine positive Bilanz: „Was es auf jeden Fall bewirkt hat, ist ein stärkeres Bewusstsein für die Evangelischen im Land“, resümiert er im Interview mit der APA. Die offene Haltung der Römisch-katholischen Kirche sei noch vor Jahren schwer denkbar gewesen. Die christlichen Kirchen seien mehr denn je gemeinsam gefordert.
500 Jahre Reformation feiern die Protestanten seit knapp einem Jahr – Anlass ist die Veröffentlichung von Martin Luthers Thesen am 31. Oktober 1517. In Österreich und europaweit fand dazu eine Unzahl von Veranstaltungen statt. Mit einem großen Fest auf dem Rathausplatz in Wien am 30. September und dem großen Reformationsempfang im Wiener Musikverein am 24. Oktober steuern die Feierlichkeiten auf ihren Höhepunkt zu.

Aber auch schon bisher ist beinahe Bahnbrechendes passiert, so trafen sich die römisch-katholischen Bischöfe im Rahmen ihrer Vollversammlung mit den Kirchenleitungen der Protestanten und feierten gemeinsam einen Gottesdienst. „Das ist schon etwas Außergewöhnliches“, sagt Bünker dazu, „das hat man sich vor vier oder fünf Jahren so nicht erwarten können“. Dieses erste Reformationsjubiläum im ökumenischen Zeitalter sei auch ökumenisch begangen worden.

Was die Evangelischen Kirchen – Lutheraner, Reformierte und Methodisten feiern in Österreich gemeinsam – aus dem Jahr mitnehmen können: „Dass auf römisch-katholischer Seite die Positionierung gegenüber der Reformation sehr differenziert ist“, findet Bünker. Lange habe es geheißen, eine Spaltung könne man keinesfalls feiern. „Man kann sich allgemein freuen, wenn sich eine Kirche oder Religionsgemeinschaft überhaupt reformiert“, hält der evangelische Bischof dagegen.

Ein gemeinsamer Auftrag ergebe sich durch die Säkularisierung der Gesellschaft, die Unterschiede kaum wahrnehme. „Das ist dann ‚die Kirche‘. Für viele Menschen relativ gleichgültig, ob reformiert, lutherisch oder katholisch. Sie spüren es nicht mehr“, so Bünker. Dennoch müsse man Alleinstellungsmerkmale sichtbar machen. „Ich glaube, man tut der Ökumene dann etwas Gutes, wenn die Evangelischen evangelischer, die Katholischen katholischer und die Orthodoxen orthodoxer werden.“

Aber nicht nur aufgrund der Säkularisierung müssten die christlichen Kirchen Gemeinsamkeiten betonen, auch die Zuwanderung fordere heraus. „Die christlichen Kirchen müssen deutlicher miteinander unterwegs sein. Sowohl gegenüber der säkularen Gesellschaft als auch gegenüber anderen Religionen“, sieht Bünker auch hier die Antwort in der Ökumene. Denn die demografische Entwicklung spreche nicht gerade für eine rasante Erhöhung der Mitgliederzahl der Evangelischen Kirchen.

Ein neues gemeinsames Feld ist bei den Kirchen in jüngster Zeit verstärkt in den Blickpunkt gerückt: die Betreuung von Flüchtlingen. Bünker: „Das ist ja eine Arbeit, bei der der konfessionelle Unterschied nicht entscheidend ist.“

ISSN 2222-2464

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